Essen. Der Streit um die uigurischen Häftlinge aus dem US-Lager Guantanamo ist überraschend gelöst: Das Pazifik-Archipel Palau will die 17 Männer aufnehmen. "Eine humanitäre Geste", sagt der Präsident von Palau. Ein Geschäft, heißt es in Washington.

In China werden sie als Terroristen verfolgt, in den USA sperrt sich die Regierung gegen ihre Einreise, und in Deutschland wurden sie zum Zankapfel zwischen Innen- und Außenminister: 17 Uiguren, chinesische Moslems, die soweit man weiß unschuldig in die Mühlen des Anti-Terror-Kriegs gerieten und nun schon seit 2002 im Gefangenenlager Guantanamo eingesperrt sind. Als am Mittwoch der winzige Inselstaat Palau sich überraschend bereit erklärte, diese Männer zumindest zeitweise aufzunehmen, da löste das in Deutschland nicht nur Erleichterung aus. „Es hat schon einen bitteren Beigeschmack” sagte Ferdinand Muggenthaler von Amnesty International, „wenn große Länder wie die USA oder Deutschland eine Entscheidung so lange hinauszögern, bis ein winziger Staat einspringt.”

Die Bundesregierung hatte sich nach einem Kompetenzgerangel zwischen Innen- und Außeniministerium darauf geeinigt, die Aufnahme von neun Uiguren zu verweigern – weil die Informationen aus Washington zu dürftig seien. Da half auch das Argument nichts, dass in München die größte uigurische Gemeinde außerhalb Chinas lebt, dass die Männer hier offenbar leicht hätten integriert werden können. Wie steht es damit in Palau?

Eine ehemalige deutsche Kolonie

Über eine uigurische Szene in Palau ist bislang nichts bekannt. Der Südseestaat ist mit 500 Quadratkilometern ist fast doppelt so groß wie München, verteilt sich aber auf mehrere hundert Inseln. Neun Inseln sind bewohnt, Palau hat rund 20 000 Einwohner. Wie US-Medien berichten, wird Washington Palau für die Aufnahme der Uiguren aber 200 Millionen Dollar überweisen. Ohnehin sind die Beziehungen zwischen der Weltmacht und dem Winzling eng: Palau, das von 1899 bis 1914 auch einmal dem Deutschen Reich gehörte, fiel 1947 als Treuhandgebiet an die USA. Erst 1994 erlangte Palau die Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten.

Seit dieser Zeit hätte Palau auch Gelegenheit gehabt, diplomatische Beziehungen zu China aufzunehmen. Doch Palau erkannte die Volksrepublik nicht an, unterhält stattdessen diplomatische Beziehungen zu Pekings Erzfeind Taiwan. Palau ist also eines der wenigen Länder der Erde, die mit der Aufnahme von Uiguren keine Beziehungen zu China aufs Spiel setzen.

Albanien hat schon fünf Uiguren

Hatte nicht Albanien im Jahr 2006 fünf Uiguren aus Guantanamo aufgenommen? Es hätte wohl 17 weitere unterbringen können, doch dazu kam es nie. Man vermutet aus Rücksicht auf China.