Essen. Boris, wie er wirklich ist - oder zumindest so, wie wir ihn sehen sollen: Auf seinem neuen Internet-Kanal gewährt der Ex-Tennisstar Einblicke ins Privatleben. Er zeigt uns, wo er ist, was er gerade treibt und sogar mit wem. Warum bloß?

Was macht eigentlich – Boris Becker? Jetzt wissen wir es genau. Ganz genau sogar. Auf seinem neuen Online-Videokanal lässt uns der frühere Tennisprofi und heutige – Ja, was eigentlich ? – teilhaben an seinem Leben. Boris hier, Lilly da: Er zeigt uns, wo er ist, was er gerade treibt und sogar mit wem. Warum bloß? Ganz einfach, sagt er: Schließlich werde ohnehin permanent über sein Privatleben berichtet. Jetzt endlich könne er zeigen, wie es wirklich ist. Wer er wirklich ist.

Ach, Boris! Könnte es nicht vielleicht doch eher mal wieder eine Becker-Rolle sein?

Wie Sarah Connor, Gülcan und Jana Ina

Die Doku-Formate haben Konjunktur. Schon Sarah Connor und Noch-Ehemann Marc Terenzi gewährten Einblicke in ihr Privatleben (und wünschen heute wahrscheinlich, sie hätten es nicht getan), Moderatorin Gülcan und Jana Ina und auch die Effenbergs ließen sich filmen.

Boris will noch einen Schritt weitergehen: Rund um den Globus lässt er sich und seine Verlobte Lilly Kerssenberg von einem Kamerateam begleiten, präsentiert seinen Alltag im Videoclip-Format: Bummeln in Kopenhagen, Pokern in Las Vegas, Geschäftstermin in Stralsund. Ach ja und: Schneeballschlacht in Kitzbühel, bei „meinem Freund Willy”, aufgenommen von Lilly höchstselbst.

Sie hat nämlich auch eine Kamera bekommen, eine eigene, und präsentiert mit dieser Lilly-Cam „ihre ganz persönliche Sicht auf den Mann an ihrer Seite”. Die ist in diesem Fall, pardon, ganz schön verwackelt. Aber dafür erleben wir mit, wie Boris einen Skipass bezahlt (wer hätte das gedacht?) und sein kleiner Sohn darüber rätselt, ob er nun in Austria oder Australia ist. Tja, so muss das Leben als Jetsetter wohl sein.

Und er bloggt auch noch

Der 41-Jährige verrät uns seine liebsten Urlaubsziele („Winterurlaub mit Kindern? Da kann ich St. Moritz empfehlen”) und sein schönstes Wimbledon-Erlebnis. Boris der Familienmensch, der Sportler, der Geschäftsmann, der Charity-Botschafter. Und natürlich: der Verlobte. Boris und Lilly erzählen vom ersten Date, von ihren Hochzeitsvorbereitungen – von den „guten und den schlechten Zeiten”. Livebilder der Trauung am 12. Juni werden dennoch wohl kaum auf „boris-becker.tv” zu sehen sein werden – denn das Paar hat die Rechte daran bereits RTL verkauft.

Ach ja: Und dann bloggt er auch noch. Zwei Einträge gab's bis Donnerstag, (Gerade in MUC gelandet. Noch 2h bis PK. Anspannung steigt). Aber nun, die Seite ist ja auch noch jung. Dafür häufen sich schon die Kommentare: Coole Seite, tolle Seite, super Seite, Boris du bist der Beste – die Fans sind sich einig.

Der ewig Öffentliche

Nur die Medien kritteln wieder rum, sprechen von „unerträglicher Selbstbeweihräucherung”, von einer Werbeplattform und erinnern an Beckers bislang samt und sonders gescheiterte Fernsehprojekte, die spektakuläre Pleite seines Internet-Portals Sportgate. Doch Becker ist optimistisch: „Das ist zehn Jahre her. Wir alle sind heute schlauer, was das Internet angeht.” Und auch Geschäftspartner Peter Lauterbach, mit dem Becker für seine Seite die Firma „Die Bewegtbild Agentur” gegründet hat, ist „der festen Überzeugung, dass es funktioniert”.

Dass was funktioniert? Dass genug Leute hinklicken, damit die Werbepartner möglichst lange mitspielen? Dass Becker, der ewig Öffentliche, nicht in Vergessenheit gerät? Ach was, im Gegenteil: Becker selbst versichert, er hoffe, dass das Interesse an seiner Person durch den Kanal abflaut: „Das Wunschdenken wäre, dass, wenn ich alt und grau bin, ich meine Ruhe habe.” Ach Boris. (mit ddp)

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