Essen. Boris Becker heiratet am Freitag seine Freundin Lilly. St. Moritz ist komplett abgeriegelt. Vater und Sohn erscheinen im Partnerlook. Und die Botschafter der Bussi-Gesellschaft haben ihr Kommen angekündigt.

Der Franz wird dabei sein. Vitali und Wladimir auch, und natürlich der Thomas, die Franzi, die Estefania sowieso, der Dieter wiederum nicht. Aber alle anderen Botschafter der Bussi-Gesellschaft, in der zur Identifikation der Vorname völlig reicht, stehen natürlich auf der Gästeliste der Hochzeit des Jahres. Menschen wie du und ich, also Kreti und Pleti, dürfen nicht mal live über den Zaun lugen, wenn der Boris und die Lilly am Freitag zur Hochzeit des Jahrhunderts laden. RTL und das Boulevardmagazin OK!, zwei weitere beste Freunde des Bräutigams, haben sich die Exklusivrechte an der Hochzeit des Jahrtausends gesichert und den Tatort St. Moritz rigoros abgeriegelt. Man ist auf die Berichte der Kundschafter angewiesen. Die Gala beispielsweise kehrte mit dem Pastor, der das Paar trauen soll, aus der verbotenen Zone zurück. Der Mann heißt Brent Fisher, ist in New York geboren, lebt seit zwei Jahrzehnten in der Schweiz und nimmt 175 Franken pro Stunde.

Alle schauen Boris zu

Lilly hat ihm so „zehn, zwölf Mails” mit Instruktionen geschickt, damit die wegen unterschiedlicher Konfessionen (Boris ist katholisch, Lilly evangelisch) und babylonischer Sprachverwirrung (Lilly ist Holländerin und kann kaum Deutsch, Boris hat es sowieso nicht so mit dem Reden) nicht unkomplizierte Zeremonie nicht aus den Fugen gerät.

Man hat sich schließlich für eine „deutsche Liturgie im amerikanischem Stil” entschieden, was allein schon das Eintrittsgeld wert wäre, doch richtig heiß gemacht wird das Volk natürlich vom hauseigenen Fernsehkanal.

Besuch beim Herrenausstatter

Seit der Geburt vor wenigen Wochen tut Boris-Becker-TV nichts anderes, als den Namenspatron bei den Hochzeitsvorbereitungen zu verfolgen. Als da wären: der Kauf eines Liebesnests in Wimbledon. Wir schauen Boris zu, wie ein großzügiger Sponsor einen neuen Fernseher anliefert. Oder der Besuch beim Herrenausstatter. Einer der vielen Höhepunkte des Internet-Programms, weil hier nicht nur beim Boris Maß genommen wird, sondern auch beim Noah. Vater und Sohn im Partner-Look, ein 15-Jähriger im typisch britischen Bratenrock, wem treibt solch ein Anblick nicht die Tränen der Rührung in die Augen.

Natürlich melden sich auch die Krakeeler und Kritiker zu Wort, denen der Boris schon länger ziemlich auf die Nerven geht. Von einer „Überdosis Selbstvermarktung” spricht etwa der Branchendienst „Meedia” und sieht einen Sportgiganten auf handliches Maß zurecht gestutzt. Die Zeiten als Tennis-Star lägen lange zurück, die Fähigkeiten als Moderator seien begrenzt, und die geschäftlichen Aktivitäten, na ja. Becker habe heute nicht mehr zu bieten als sich selbst, behauptet „Meedia”, und das sei eben nicht mehr viel. Auch deshalb sei der erste Teil der RTL-Hochzeits-Show am letzten Sonntag unter den erwarteten Einschaltquoten geblieben, was diese Grundsatzdiskussion wohl anschob.

Er tut alles im Scheinwerferlicht

Wenn Becker wirklich alles, was größer als ein Tennisball ist, ins Netz kloppt, muss man allerdings eins festhalten: Er tut das im vollen Scheinwerferlicht. Die Kamera läuft. Immer. Boris trifft Lilly, trennt sich von Lilly, spielt Poker, trennt sich von Sandy, spielt Poker, trifft sich wieder mit Lilly, geht shoppen in London, Dubai, New York oder Paris, macht mit den Kumpels auf Ibiza einen drauf und hat dennoch Zeit, selbst die Krönung der großen Liebe vor einem Millionenpublikum stilgerecht auszubreiten.

Wir durften dabei sein, als Boris und Lilly auf dem Wetten-Dass-Sofa den Hochzeitstermin verrieten! Zum Glück zauberte der Thomas gleich eine Supi-Liebesprobe aus dem Hut – Boris sprang durch einen Reifen, machte die Becker-Rolle, und der Reifen stand in Flammen! Und die Bild am Sonntag, ein weiterer bester Freund, verteilte noch in der Nacht ihre Supi-Ausgabe mit dem brandheißen „Liebesinterview”. Wenn da noch der Noah dem Papa im Partner-Look den Reifen gehalten hätte, wäre das wohl kaum zum Aushalten gewesen.