Umstrittener Geschwindigkeitsmesser wird von deutschen Airlines nicht genutzt.
Die Ursache für die Airbus-Katastrophe über dem Atlantik bleibt auch am Tag Neun nach dem Absturz unklar. Einiges deutet aber daraufhin, dass der Geschwindigkeitsmesser des Airbus A 330 fehlerhafte Daten übermittelte.
Air France hatte schon vor Monaten Piloten vor Problemen mit den Geschwindigkeitsmessern bei den A330- und A340-Flugzeugen gewarnt. Das geht aus einem auf November 2008 datierten Memo hervor, das der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Darin ist von einer „beträchtlichen Zahl von Zwischenfällen” in Verbindung mit Tempomessern an Airbus A330 und A340 die Rede. Diese seien auf „Anomalien” an den Geräten zurückzuführen. Das Dokument listet falsche Geschwindigkeitsmessungen, unterschiedliche Tempo-Angaben auf den Kontrollschirmen von Pilot und Kopilot und das Abschalten des Autopiloten auf. Zwei Air-France-Piloten, die nicht namentlich genannt werden wollten, bestätigten die Echtheit des Dokuments.
Gestern hat eine Air-France-Gewerkschaft Piloten aufgefordert, sich zu weigern, mit einem Airbus A 330 oder 340 zu starten, wenn die Geschwindigkeitsmesser im Vorfeld nicht ausgetauscht worden seien.
Diese Diskussion wird in Deutschland nicht geführt. Die beiden großen Fluggesellschaften Air Berlin und Lufthansa haben in ihrer Airbus-Flotte Geschwindigkeitsmesser eines anderen Herstellers als Air France eingebaut. „Die sogenannten Stauhdruckrohre gehören zu den Komponenten, die man sich als Käufer aussuchen kann”, erläutert Lufthansa-Sprecher Michael Lamberti. „Bei unseren Messgeräten gibt es bisher keine Beanstandungen.”
In dem Service-Bulletin, in dem der Hersteller Airbus bereits im letzten Jahr auf Probleme mit dem Geschwindigkeitsmesser hinwies, habe man sich auf die Firma bezogen, die Air France einbauen ließ. „Für unseren Hersteller gibt es keine Warnung”, erklärt auch Nadine Bernhardt von Air Berlin.
Vor der Küste Brasiliens geht derweil die Suche nach Leichen und Wrackteilen weiter. 29 Menschen konnten bis gestern aus dem Atlantik geborgen werden. Heute soll das französische Atom-U-Boot „Emeraude” vor Ort eintreffen, demnächst soll auch das französische Meeresforschungsschiff „Pourquoi pas?” mit Tauchrobotern dazustoßen. Damit soll nach der Black Box gesucht werden, von der sich Experten Aufschluss über die Absturzursache versprechen.