Berlin..
Schon seit einigen Jahren leidet Steinmeiers Ehefrau an einer Nierenerkrankung. Als die sich im Februar rapide verschlimmerte, entschloss sich Steinmeier zum Handeln: Er bot sich als Organspender an.
Vor der letzten Bundestagswahl, als der Kanzlerkandidat der SPD Frank-Walter Steinmeier hieß, fragte eine Illustrierte im Paar-Interview nach dem „Geheimnis Ihrer Ehe“, Steinmeier antwortete steinmeierisch: „Wir sind Menschen mit Maß – nicht überkandidelt, nicht übertrieben eitel – und reiben uns nicht täglich an Kleinigkeiten auf.“ Elke Büdenbender, seit 1988 an der Seite des früheren Kanzleramtsministers und seit 1995 mit ihm verheiratet, schien das nicht genug zu menscheln. „Und dann ist eines noch wichtig“, sagte die aus dem siegerländischen Salchendorf stammende Richterin dem Reporter, „wir lieben uns! Das ist einfach so.“
Einfach so ist in der Ehe Steinmeier/Büdenbender seit Montag gar nichts mehr. Weil seine Frau schwer nierenkrank ist, hat sich der Chef der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion zur Lebendspende entschlossen. Schon am Dienstag lässt sich der 54-Jährige in einer geheim gehaltenen Klinik operieren. Unmittelbar danach wird Elke Büdenbender die Niere ihres Mannes eingepflanzt. Ende Oktober will Steinmeier sich nach Möglichkeit wieder in der Politik zurückmelden; „in alter Frische“, wie er sichtlich angespannt selbst sagte.
In der SPD, die am Montag eigentlich das Reiz-Thema Rente mit 67 zu verhandeln hatte, wussten nur engste Vertraute, wie ernst es um die lebensfrohe und selbstbewusste Frau steht, über die Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck, ein Freund der Familie, einmal sagte: „Sie hat eine wunderbare Eigenschaft – sie stellt etwas dar und nimmt sich doch selbst zurück.“
Steinmeier brach nach und nach sein Schweigen
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Bereits Mitte vergangener Woche wurde Parteichef Sigmar Gabriel ins Bild gesetzt. Am Sonntag dann die engere Führung um Generalsekretärin Andrea Nahles und Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann. Später bat Steinmeier den dienstältesten Genossen im Parlament, den Gelsenkirchener Finanzexperten Joachim Poß (61), der 30 Jahre Parlamentserfahrung besitzt, vorübergehend die Leitung der Fraktion zu übernehmen. Ehrensache.
Die Partei reagierte behutsam und verständnisvoll. „Nimm Dir alle Zeit, die Du brauchst“, soll Steinmeier gesagt worden sein. Reaktionen, die ihm „gut getan haben“, wie einer aus dem engeren Gefolge feststellt. „Die Partei sieht, es gibt im Leben manchmal Wichtigeres als Politik.“ Der Fall Steinmeier/Büdenbender ruft nun publikumswirksam in Erinnerung, was die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) sonst nur bedingt in die Öffentlichkeit transportiert kriegt. In Deutschland warten 12 000 Menschen auf ein Organ, 8000 davon auf eine Spenderniere. Frank-Walter Steinmeier wollte seine Frau Elke nicht unnötig warten lassen. Sie lieben sich eben. Das ist „einfach so“.