Düsseldorf. Über die politische Zukunft von NRW-Schulministerin Barbara Sommer wird seit Wochen nur hinter vorgehaltener Hand spekuliert – jetzt hat die CDU-Frau im Interview mit der WAZ selbst öffentlich die Diskussion um ihren Rückzug in Gang gesetzt.

Ein Jahr vor der Landtagswahl nährte NRW-Schulministerin Barbara Sommer im Interview mit der WAZ die Vermutung, dass sie ihr Amt aufgeben wird. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) trug sie damit zudem eine verfrühte Personaldebatte ein, die ihn bis Mai 2010 begleiten dürfte.

Während Sommers Äußerungen am Montag in der schwarz-gelben Koalition „Erstaunen” auslösten, nutzte die Opposition sie als Vorlage, um einmal mehr mit der Schulpolitik der Regierung abzurechnen. „Die Ministerin gesteht ihr Scheitern ein”, befand Grünen-Landeschefin Daniela Schneckenburger, „das ist die Ankündigung ihres Rückzugs”.

Sommer: "Ich bin durch und durch Schulfrau"

Auf die Frage der WAZ, ob sie Ministerin bleiben wolle, hatte die 60-Jährige mit Blick auf Rüttgers geantwortet: „Das muss ein anderer entscheiden.” Und hinzugefügt: „Man sollte sich nicht an ein Amt klammern.” Auch ein Abgeordnetenmandat im Landtag, das ihre politischen Ambitionen über 2010 hinaus unterstreichen würde, strebt Sommer offenbar nicht an. „Ich bin durch und durch Schulfrau”, meinte sie selbstkritisch, „du musst die Dinge auch können, nicht nur wollen”.

Quer durch die Parteien fielen Reaktionen ähnlich aus. „Jemand, der weiterregieren will, äußert sich so nicht”, hieß es in der Koalition. „Als Ministerin sollte man Visionen und Perspektiven haben, die man weiterentwickeln möchte”, so SPD-Fraktionsvize Ute Schäfer, „offenbar ist das bei Frau Sommer nicht der Fall”. Für Sigrid Beer (Grüne) ist sie eine „Ministerin auf Abruf”. Rüttgers halte sie nur im Amt, weil „ihr Abgang seine Reputation beschädigen würde”.

Dass Sommer sich mit dem Gedanken ans Aufhören trägt, wollen Insider seit Wochen beobachtet haben. Die Bielefelderin sei auf das „harte politische Geschäft nicht vorbereitet” gewesen, als Rüttgers sie als unbekannte Schulamtsdirektorin völlig überraschend ins Kabinett beförderte. „So eine Chance bekommt du nie wieder”, wischte sie damals Bedenken beiseite. Bis heute musste Sommer auf dem umkämpften Feld der Schulpolitik viel einstecken. Zuletzt, als Rot-Grün sie im Landtag wegen unbesetzter Lehrerstellen attackierte, saß sie allein auf der Regierungsbank. Ihre politischen Tage scheinen gezählt, wenn Rüttgers auch das Thema herunterspielt. „Wir haben keine Personalien anstehen”, sagte er auf Nachfrage, „kommen Sie nächstes Jahr wieder.”