London. Bei "Wetten dass" wurde Robbie Williams am Samstag gefeiert. Ob er an die alten Erfolge anknüpfen kann, steht aber keineswegs fest. Das neue Album "Reality Killed The Video Star" muss ein Volltreffer werden. Dabei ist es genau dieser Druck, an dem Williams zuletzt fast zerbrochen wäre.
Acht Jahre, mehr Zeit hatte Robbie Williams nicht, um all das durchzumachen, wofür andere ein Leben brauchen: Pop-Kindheit, Drogen-Rebell, Superstar – dann Midlife-Krise und Karriereknick. Jetzt ist Mister Williams zurück und stellt sich dem ultimativen Test: Hält das labile Multitalent den Rummel diesmal aus?
Zum Volltreffer verdammt
„Ich will es jetzt unbedingt wissen”, sagt Williams, „ich bin an einem Wendepunkt in meiner Karriere angelangt. Die nächste Scheibe entscheidet über meinen zukünftigen Weg.” Hier von Erfolgsdruck zu sprechen, wäre arg untertrieben: Der 35-Jährige ist verdammt, mit „Reality Killed The Video Star” einen Volltreffer zu landen. Dabei ist es genau dieser Druck, an dem Williams zuletzt fast zerbrochen wäre.
Von außen schien sein Aufstieg aus dem tristen Provinznest Stoke-on-Trent zum weltweit erfolgreichsten Sänger mühelos. 2006, auf seinem Höhepunkt, spielte er 83 Konzerte in 28 Ländern, verkaufte 55 Millionen Platten und wurde mit Preisen überhäuft. Williams war unwiderstehlich: Weil er gut aussah, weil er das Lebensgefühl vieler mit einem Mix aus Elton John, George Michael und Frank Sinatra perfekt traf und eine große Klappe hatte.
Doch um die Bühnenshows durchzustehen, den Wechsel zwischen Live-Euphorie Hundertausender und Alleinsein abzufedern, braucht Williams so viele Medikamente, dass er einräumt, am Ende „höchstens 24 Stunden” vom Tod entfernt gewesen zu sein. Zu seinem 33. Geburtstag schenkt ihm das Management schließlich ein Ticket nach Arizona – zum Entzug. Seit jeher hadert Williams mit chronischem Lampenfieber, schwankt zwischen Übermut und Selbstzweifel, lässt auf der Bühne den Extrovertierten raus, aber flüchtet aus dem Rampenlicht, um sich mit seiner Mutter daheim Essen vom Imbiss kommen zu lassen. Schlechte Presse hat er obendrein bekommen: Ausgebrannt, verfettet, bärtig und auf UFO-Jagd, so zeigten sie ihn zuletzt auf seinem US-Irrweg. Die Briten hatten ihren verlorenen Sohn da längst aufgegeben.
Schwämen von Kindern und Nestbau
Zum Jahresanfang ist er jedoch zurück nach Hause gekommen: Frisch liiert mit Ayda Field hat er für zehn Millionen Euro ein Landhaus gekauft. Sie sei es gewesen, die ihm die Kraft zum Comeback gegeben habe, sagt der „neue Robbie” – und schwärmt von Kindern und Nestbau. Doch immer wieder kann auch alles ganz anders sein: Mittlerweile ist die Villa wieder auf dem Markt, Williams will zurück in die USA, bereut seinen „Impulskauf” und klagt, dass das englische Wetter ihn deprimiere.
Sein Schicksal steht und fällt mit dem Erfolg des neuen Albums. Kritiker meckern über „Balladen-Bombast” und „anspruchslose Dudelmusik”, darüber, dass seine augenzwinkernden Wortspiele ermüdend seien. Wieder eine musikalische Abrechnung mit dem Leben – wie out, gähnen die Feuilletons.