Essen. Am Freitag erscheint das neue Album „Reality Killed The Video Star” von Robbie Williams – wir haben schon mal reingehört. Freude des orchestralen Mainstreampops dürften frohlocken.
Die Massen haben ihn wieder. Wenn am kommenden Freitag Robbie Williams' Album „Reality Killed The Video Star” erscheint, das bestvermarktete Produkt der Popgeschichte, dürfen Freunde des orchestralen Mainstreampops frohlocken. Williams beschwört die Opulenz seines erfolgreichsten Studioalbums „Escapology” und macht eine missratene Eskapade wie „Rudebox” vergessen. Zu verdanken hat er das auch dem Produzenten Trevor Horn.
Nun sucht man beim ersten Hören nach potenziellen Singles, die dem Lied „Bodies” folgen könnten, und findet, na ja, nicht mal eine Handvoll Songs, die sich anbieten.
Gleich das erste Lied „Morning Sun” ist die stärkste Ballade dieser Sammlung, verschwenderisch mit Streichern und Bläsern, herrlich reflektierend und vieldeutig im Text. Die Zeile „How do you rate the morning sun?” spielt nicht nur darauf an, wie Robbie den Sonnenaufgang beurteilt, sondern auch darauf, was ein gewisses britisches Boulevardblatt schreibt. Er singt davon, dass die Welt ihn nicht mehr liebt – oder dass zumindest andere das schreiben.
Willkommen zurück
Es gibt andere Kandidaten, etwa das verspielte „Do You Mind” mit einem keck-naiven „Uh, uh, uh” und „Ah, ah, ah”, wie man es zuletzt in den 1970ern hörte. Oder das an 80er-Pop angelehnte „Difficult For Weirdos”, bei dem man Sound und Rhythmus von „Los Niños Del Parque” von Liaisons Dangereuses heraushört und das mit elektronisch verzerrter Stimme von der Schwierigkeit erzählt, in dieser verrückten Welt noch aufzufallen.
Dieser Song scheint Trevor Horn geschuldet zu sein, der in den späten 70-er Jahren als Sänger der Buggles den Welthit „Video Killed The Radio Star” hatte. Natürlich ist der Titel des Albums eine Verbeugung vor diesem Song.
Man findet auch ruhige, rührende Momente auf „Reality Killed The Video Star”, etwa die Ballade „Deceptacon”, in der Robbie erzählt, wie er abserviert wurde. Oder das streicherbeladene „Superblind”.
Es ist wie bei den meisten Robbie-Alben: Sie sind anspielungsgespickte Songsammlungen, die den Balladenfreunden Emotionen servieren und den Dancefreunden die Rhythmen nicht verwehren. Willkommen zurück, Mr. Williams.