Wer hat das Verkehrsschild erfunden? Wir wissen es nicht. Aber die Deutschen haben es sicher zur Perfektion gebracht. Zumindest quantitativ. Oder wissen Sie, wie viele Schilder in Essen den Weg zur Philharmonie (Bild) weisen?

Die Deutschen pflegen ein besonderes, ein romantisches Verhältnis zu ihrem Wald. Im dunklen Tann ist man Mensch. Das Verhältnis zum Schilderwald gehört ebenfalls zu den besonderen, wenn auch unromantischen. Die Ankündigung eines rigorosen Durchforstens gehört zur beklatschten politischen Folklore, auf die noch kein neuer Bundesverkehrsminister verzichten mochte. Schon gar nicht Herr Ramsauer.

Wie viele Blechtafeln und ihre Haltestangen den Schilderwald bilden, darüber gibt es nur Schätzungen. So um die 20 Millionen könnten es sein. An manchen Stellen, so rücken es geschickte Fotografen ins Bild, sieht man vor lauter Schild nichts mehr - oder: Schilda ist überall.

In einer Stadt wie Mülheim sind es nach amtlichen Angaben 40.000, kaum halb so viele wie Autos, immerhin. Mülheim probte in drei kleineren Modellgebieten das Verhüllen von Schilderwerk durch gelbe Mulltüten, und siehe da: Die Hälfte wurde nach der zweimonatigen Christoisierung als entbehrlich eingestuft. Insgesamt waren es aber nur 350, weniger als ein Prozent des örtlichen Bestandes, an die die Aktion Simply City" die Axt ansetzte. Und somit weniger als die 500 Bleche, die in Mülheim jährlich dem ortsüblichen Vandalismus zum Opfer fallen.

Warum wuchert der Wald eigentlich so? Essen kennt eine Zahl dazu genau: 165 Schilder in der Kulturhauptstadt weisen den Weg zur Philharmonie. Gerade sie zu fällen, wäre ein wahrer Schildbürgerstreich.