Berlin. Die künftige schwarz-gelbe Regierung will die umstrittene Rente mit 67 flexibler gestalten und einen früheren Renteneintritt erleichtern. Für das ursprünglich beschlossene Modell hatte es heftige Kritik gehagelt, die SPD hatte es gegen Widerstand auch in den eigenen Reihen durchgedrückt.
In den Koalitionsverhandlungen diskutieren Union und FDP über eine deutliche Korrektur an einer der wichtigsten Reformentscheidungen der schwarz-roten Vorgänger-Regierung. Ziel: Berufstätigen mit einer schweren körperlichen Beanspruchung soll eine Brücke in eine frühere Rente gebaut werden. Wie die WAZ aus Verhandlungskreisen erfuhr, will nach der Union auch die FDP das pauschal beschlossene Renteneintrittsalter 67 durch flexible Übergänge in den Ruhestand entschärfen.
Schrittweise ab 2012
Bislang soll das Renteneintrittsalter – de facto eine Kürzung der gesetzlichen Rente – generell angehoben werden. Vorbehaltlich einer Überprüfung im nächsten Jahr soll die Anhebung von 65 auf 67 Jahre schrittweise ab 2012 umgesetzt werden. Konkret: Zunächst wird jedem Jahrgang ein Monat Mehrarbeit draufgesattelt. Wer 1947 geboren ist, soll also erst einen Monat nach seinem 65. Geburtstag ohne Abzüge in Rente gehen dürfen. Beim Jahrgang 1948 sind es zwei Monate und so fort. Ab 2024 geht es dann rascher aufwärts: Pro Jahrgang kommen zwei Monate Arbeitszeit drauf. So wird das Rentenalter 67 dann im Jahr 2029 erreicht.
Allerdings gibt es eine wichtige Sonderregel. Wer 45 Jahre lang Rentenbeiträge einbezahlt hat, darf bereits mit 65 Jahren ohne Abschläge in den Ruhestand wechseln. Der früheste Rentenbeginn liegt sonst bei 63 Jahren. Bisher lag der Korridor zwischen 60 und 65 Jahren. Bei vorzeitigem Rentenbeginn müssen die Versicherten weiter einen Abschlag von 0,3 Prozent pro Monat in Kauf nehmen. Wer also mit 63 statt mit 67 in den Ruhestand geht, dem wird die Rente um 14,4 Prozent gekürzt.
Union und FDP lenken ein
An dem im Frühjahr 2007 beschlossenen Modell hatte sich massive Kritik entzündet. Gewerkschaften, Linkspartei und der linke Flügel der SPD fordern die komplette Abschaffung der Rente mit 67. Die SPD hatte das Reformprojekt in der abgewählten Regierung maßgeblich gegen Widerstände in den eigenen Reihen vorangetrieben.
Nach dem Arbeitnehmerflügel der Union haben sich jetzt auch die Liberalen zu Korrekturen entschlossen. „Es ist eben ein Unterschied, ob jemand auf dem Bau mit 67 arbeitet oder als Dozent an der Universität. Wir brauchen hier differenzierte Lösungen, die sich an der Wirklichkeit in der Arbeitswelt orientieren”, sagte ein FDP-Verhandlungsmitglied der WAZ. Dem Vernehmen nach ist geplant, die bisher engen Hinzuverdienstgrenzen zu erweitern, um die mit den früheren Renteneintritt verbundenen Abschläge ausgleichen zu können. Nachgedacht wird zudem über Möglichkeiten des Teilrentenbezuges