Essen. Der Unternehmens-Zusammenschluss Initiativkreis Ruhrgebiet verliert zum kommenden Jahr zehn Mitgliedsunternehmen. In den meisten Fällen sind die Folgen der Wirtschaftskrise die Ursache für den Austritt.
Die Konjunkturkrise trifft auch den Initiativkreis Ruhrgebiet (IR) hart. Wirtschaftliche Gründe, teils aber auch inhaltliche Kritik haben die größte Austrittswelle seit der Gründung des Initiativkreises 1989 ausgelöst. Für 2010 haben zehn von 68 Mitgliedsunternehmen ihren Abschied angekündigt.
Neben der Tengelmann-Gruppe schickten die Axa-Versicherung, Brenntag (Chemie), Cemex (Baustoffe), EDS-Itellium (Informationstechnologie), das Wohnungsunternehmen Gagfah, die Werbeagentur Grey, IVG Immobilien, die Bank Sal. Oppenheim und Prologis (Logistik) Austrittserklärungen. „Als uns die Krise traf, haben wir alles im Unternehmen auf den finanziellen Prüfstand gestellt, angefangen beim Büromaterial. Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit haben wir entschieden, die Mitgliedschaft im Initiativkreis zu kündigen”, so Brenntag-Sprecher Hubertus Spethmann.
Abschied - aber nicht für die Ewigkeit
Wobei der IR eigentlich eine super Sache sei, der Abschied müsse nicht für alle Ewigkeit gelten. Auch bei der EDS-Itellium GmbH, einer Tochter der Arcandor AG, die Insolvenz angemeldet hat, und der ins Schlingern geratenen Bank Sal. Oppenheim sind die wirtschaftlichen Beweggründe offensichtlich. Die Essener Gagfah-Gruppe erklärte auf Anfrage, sie wolle in Zukunft in ihrer Stiftung „Mensch und Wohnen” das soziale Profil des Unternehmens schärfen.
Eine pikante Note enthält der Abschied der Düsseldorfer Werbeagentur Grey: Die hatte 2008 für den Initiativkreis die Werbekampagne „Ruhr hoch n” kreiert – und dafür rund eine Million Euro kassiert. Die Kampagne ist vor allem beim breiten Publikum durchgefallen, war aber auch intern umstritten. So äußerte sich Eon-Chef Wulf Bernotat, damals noch designierter Moderator des Initiativkreises, kritisch: „Die Standortkampagne ist aus meiner Sicht noch nicht ausgereift und etwas kopflastig.” Die Kritik und folgende Nachbesserungen seien nicht der Grund für den Austritt, sagte Vorstandschef Uli Veigel. „Da mussten wir durch und da sind wir durch. Aber es gibt deshalb kein böses Blut.”
Initiativkreis: Kein Besorgnis erregender Trend
Vielmehr müsse das Unternehmen in schwierigen Zeiten verantwortungsvoll mit dem Geld umgehen und nutze es für Dinge, „die in dieser Phase wichtiger sind”. Grey sei nicht ausgetreten, sondern lasse seine Mitgliedschaft ruhen. Und man habe dem Initiativkreis zugesagt, dass Grey mitarbeite, falls man gebraucht werde. Die Jahresbeiträge liegen für mittlere Unternehmen bei rund 40 000 Euro, für größere bei rund 80 000 Euro.
Peter Lampe, Geschäftsführer des Initiativkreises, sieht trotz der stattlichen Zahl der Austritte keinen Besorgnis erregenden Trend. „70 Prozent davon sind auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen.” Und in den 90er-Jahren habe die Zahl der Mitglieder unter 30 gelegen, danach sei es in Wellenbewegungen immer bergauf gegangen. Von 44 im Jahr 2000 bis zum aktuellen Höchststand von 68. „Es gibt einen harten Kern von etwa 40 Firmen. Und die Hälfte der Mitglieder ist mit Personal aktiv in laufenden Projekten engagiert”, so Lampe.
Für den Initiativkreis gelte es, seine Projekte so interessant zu gestalten, dass sie den Firmen einen Mehrwert bieten. Hinter vorgehaltener Hand ist zuweilen die Kritik aus Unternehmen zu hören, die Arbeit des IR sei nicht fokussiert genug.
Dass sich die Vorstellungen des Initiativkreises nicht mit denen von Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub decken, bedauerte Lampe, da Tengelmann zu den langjährigen Mitgliedern gehörte. Der Initiativkreis sei zu groß und existiere viel zu lange, hatte Haub kritisiert. Lampe: „Es gibt noch einen Gesprächsfaden. Und es soll noch einmal ein Angebot unterbreitet werden, um sich über die Form der Zusammenarbeit zu unterhalten.”