Essen. Körbchen, Portionen-Futter, Dorschlebertran: 5,5 Millionen Hunde spülen fünf Milliarden Euro Umsatz in die Hundebranche. Ein lukrativer Wirtschaftszweig also - schließlich lebt in jedem siebten deutschen Haushalt auch ein Hund.
Der Hund, seit jeher Gefährte des Menschen, erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Derzeit leben nach Angaben des Industrieverbandes Heimtierbedarf (IVH) 5,5 Millionen Hunde in Deutschland, fast jeder siebte Haushalt ist ein Heim für Hunde. Das Wohl der Vierbeiner lassen sich ihre Besitzer einiges kosten – und machen die Hundebranche zu einem lukrativen Wirtschaftszweig.
Tagesportioniertes Frischfleisch
Britta Buschfort hat den Trend erkannt. Sie vertreibt in ihrem Laden „Doggie-Bag” in Mülheim Frischfleisch und Fertigfutter, um der Hundegesundheit willen frei von chemischen Zusätzen. „80 Prozent meiner Kunden haben Hunde mit Allergien oder Krankheiten”, sagt Buschfort. Mit der richtigen Ernährung könne dem Hund geholfen werden, ist sich die 40-Jährige sicher. Die Marktlücke, die Buschfort entdeckt zu haben glaubt: Sie verpackt das frische Fleisch nach den Bedürfnissen des Hundes in tagesportionierte Rationen. „So kann man beispielsweise genau 370 Gramm kaufen.” Die frühere Beleuchtungstechnikerin hat Kunden im Kreis Recklinghausen, Düsseldorf, Essen, Bochum und am Niederrhein. „Ich verkaufe rund 400 Kilogramm Fleisch pro Woche.” 60 Prozent des Umsatzes von „Doggie-Bag” macht der Handel mit dem Frischfleisch aus, 15 Prozent bringt das Fertigfutter. Außerdem im Sortiment: Spielzeuge, Näpfe und Hundebekleidung.
Jährlich fünf Milliarden Euro für den Hund
Das „Unternehmen Hund” birgt eine enorme Wirtschaftskraft. Hundehalter geben jährlich fünf Milliarden Euro aus, ergab eine Studie der Universität Göttingen. Rund 100 000 Arbeitsplätze hat die Hundebranche geschaffen. Ein Halter zahlt demnach im Schnitt rund 100 Euro im Monat: für Futter, Tierarzt, Hundeschule und Versicherung. Mit steigendem Trend: In den vergangenen drei Jahren stieg die Zahl der Hundeschulen und die Auswahl an Zusatzprodukten wie Dorschlebertran oder Bienenwachs für die Pfotenpflege stark, sagt Renate Ohr, Autorin der Göttinger Studie. Der Kurs in einer Hundeschule kostet 150 bis 450 Euro. Schon das allein ergebe einen jährlichen Gesamtumsatz von 34,5 bis 38 Millionen Euro. Auch das Aussehen der Hunde lassen sich die Besitzer einiges kosten. Mit Trimmen und Scheren erwirtschaften Hundesalons einen Jahresumsatz von rund 50 Millionen Euro. Hund oder kein Hund – das ist auch eine Frage des Einkommens. Gehobene Einkommensschichten sind bei Hundehaltern überrepräsentiert, sagt Ohr, Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Uni Göttingen.
Tier als Kindersatz
„Die Leute interessieren sich immer mehr dafür, dass es ihrem Hund gut geht. Bei vielen ist das Tier ein Kindersatz, die geben dann noch etwas mehr aus”, sagt Unternehmerin Britta Buschfort. Das Geschäft mit dem Hund hat aber auch eine dunkle Seite: Gelenk- und Hüftschäden sowie Allergien überzüchteter Rassen machen die Branche zu einem Wachstumsmarkt. Grünlippmuschel gegen Gelenkschmerzen, Tonerde für die Verdauung: Obwohl die Zahl der Hunde bei 5,5 Millionen stabil ist, wuchs der Umsatz mit Futtermitteln 2008 um 3,5 Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Der Wachstumstrend ist auch an den Zahlen der europaweit größten Kette für Tiernahrung und -zubehör abzulesen. 1990 eröffnete der Krefelder Unternehmer Torsten Toeller den ersten „Fressnapf” – heute sind es 750 Märkte mit 5600 Beschäftigten.
Die Kunden von „Doggie-Bag” lassen im Schnitt 50-60 Euro an der Ladenkasse, sagt Geschäftsfrau Buschfort. Für die frühere Beleuchtungstechnikerin ebnete die Hundeliebe 2006 den Weg in die Selbständigkeit. „Es war der richtige Weg.”