Dortmund. Auf der Messe „Hund und Pferd” in Dortmund geht es den Züchtern darum, das Beste aus ihren Tieren herauszuholen. Dabei entstehen Gesamtkunstwerke aus Hund - und manchmal auch Mensch.
Hund, Hose, Haare. Alles ist aufeinander abgestimmt. Frauchen trägt helles Cognac zur blonden Lockenpracht und passt damit ideal zu ihrer Königspudeldame Angely. Doch bevor sich die Züchterin noch am feinen Mäulchen ihres gelassen scheinenden Vierbeiners zu schaffen macht und die letzten ungezähmten Fellflusen bändigt, gibt sie Einblick in ihren Gemütszustand: „Ich bin total nervös.”
Obwohl nicht sie, sondern Angely in wenigen Minuten vor der Jury bestehen muss. Gang, Haltung – ach ja, und die Frisur – „müssen perfekt sein”. Die Niederländerin Desiree Aabreok ist eine von gefühlten 1000 Züchtern samt ihrer – ebenfalls gefühlten – 10 000 Hunde, die an der Messe „Hund und Pferd” in den Dortmunder Westfalenhallen teilnehmen.
Acht Hallen
In insgesamt acht Hallen gibt es wohl nichts, was es nicht gibt. Alles für den Hund und sein Herrchen, alles für das Pferd und seinen Halter. Zum Beispiel für die Hunde: Schweine aus Latex, die quieken, wenn Fiffi an ihnen zerrt. Regencapes im Schottenmuster. Bequeme Polstermöbel im Tiger- oder Leopardendesign. Oder ganz dezent in braun. Beworben von lebendigen Models. Vier riesige Löwenfänger, Rhodesian-Ridgebacks nämlich, räkeln sich auf den Ausstellungsstücken.
Während sich am Eröffnungstag eine unfassbar große Menschenmenge – übrigens meistens in Begleitung ihrer Hunde – durch die Hallen schiebt, nagt der, um es mal vornehm auszudrücken, herb-würzige Duft von Ochsenziemer, Pansen und Schweineohren am Geruchssinn. Doch die Hunde erweisen sich als erstaunlich robust und nervenstark. Trotz mancher Bellerei, trotz eines enormen Lärmpegels sind sie friedlich. Schäferhund neben Dalmatiner, Wolfshund neben polnischem Hütehund. Nerven zeigen andere. Na klar, Frauchen und Herrchen, die ihre Lieblinge ausgezeichnet sehen wollen. Fünf Bürsten für ein Fell, normal. Drei Schleifen für einen Kopf, ebenfalls. „Haarspray ist leider verboten”, sagt eine Züchterin.
Champions
„Wer internationaler Champion wird, ist in der Zucht gefragt. Das zahlt sich aus”, begründet Saskia Schepella den Aufwand. Sie führt Hannibal von Diplomat vor. Eine Deutsche Dogge, die 80 Kilo auf die Waage bringt und etwas unbeholfen wirkt. Der unfrisierte Hannibal wird nun begutachtet, aber er will nicht so richtig Haltung annehmen und Muskelspannung zeigen. Wie man so etwas trainiert, zeigt das Team von Markus Mühle mit seinen Filmhunden. Rückwärts laufen, Ohren spitzen, Neugierde vortäuschen – kein Problem.
Die Menschen, die aus Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich, Polen und sogar Tschechien angereist sind, lassen sich treiben und landen schließlich bei den Pferden. Hier geht es insgesamt ruhiger zu. Trotz der Verkaufsstände, trotz vieler Vorführungen im Parcours. Wer interessiert ist, kommt erst bei den Colmarer Ponys, dann bei den Westernpferden und zum Schluss im Islandpferdedorf an. Wo Atli Junior (dunkelbraun) und Prandur (hellbraun) die Besucher willkommen heißen. Die beiden langmähnigen Schönheiten sind der Mädchenschwarm. „Lass mich auch mal streicheln.” Ein Gatter weiter versetzen drei amerikanische Miniaturpferde die Besucher in Verzückung.
Die großen Hunde allerdings wissen nicht so recht, was sie von den hufigen Vierbeinern halten sollen. „Komische Hunde”, scheinen sie zu denken. Dabei handelt es sich hier um richtige Pferde, nur in winzig. Der niederländische Züchter Ben van de Wetering ist stolz auf seine Tiere, die maximal 86 Zentimeter groß werden. „Mit denen kannst du alles machen, du darfst dich nur nicht drauf setzen.” Hund und Pferd haben doch was gemeinsam.