Bonn/München. Ob zu Weihnachten oder zum Geburtstag - ein eigenes Haustier steht für viele Kinder ganz oben auf dem Wunschzettel. Doch selten bedenken Eltern und Kinder, dass selbst kleine Tiere viele Jahre leben und in dieser Zeit viel Geld kosten.
«Lebenskosten und die Aufwendungen für das jeweilige Zubehör sind dabei deutlich höher als die Anschaffungskosten», sagt die Münchner Tierärztin Elke Deiniger von der Akademie für Tierschutz im Deutschen Tierschutzbund.
Beim Hund beträgt die Lebenserwartung durchschnittlich 14 Jahre. In diesen 14 Jahren gibt sein Besitzer mindestens 11 000 Euro für den Vierbeiner aus, wie eine Analyse der Akademie für Tierschutz ergeben hat. Die Anschaffungskosten liegen zwischen 200 Euro für einen Vierbeiner aus dem Tierheim bis zu mehreren tausend Euro für eine seltene Rasse oder ein Tier vom Züchter. Die Basiskosten für Napf, Körbchen, Leine und Spielzeug belaufen sich auf 150 bis 300 Euro. Nicht zu vergessen sind aber die jährlichen Kosten wie Hundesteuer, Haftpflichtversicherung, Futter, Impfung, mehrmalige Entwurmung und Parasitenbehandlung. «Insgesamt kommen hierfür jedes Jahr 700 Euro zusammen», sagt Tierärztin Elke Deiniger. Ein weiterer Posten seien Extraausgaben: Vor allem Tierarztbesuche bei Krankheiten können teuer werden. Zu bezahlen sind auch Kastration oder der Besuch der Hundeschule.
Tierfutterbranche profitiert
In mehr als einem Drittel aller Haushalte in Deutschland werden Tiere gehalten, hat der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) ermittelt. Insgesamt leben hier über 23 Millionen Heimtiere. Katzen führen die Beliebtheitsskala der tierischen Mitbewohner an, auf Platz zwei folgen die Vierbeiner mit der kalten Schnauze. Davon profitiert eine ganze Branche. Der Umsatz im Heimtierbedarfs-Markt für Fertignahrung und Zubehör lag im Jahr 2007 bei 3,3 Milliarden Euro, wie der IVH meldet.
Auch Katzen verursachen Kosten
Eine Katze lebt etwa 16 Jahre. Wer sie aus dem Tierheim holt, zahlt zirka 100 Euro, für Rassekatzen werden sogar bis zu 2000 Euro fällig. Im Frühling und Herbst sind kleine Bauernhofkatzen oft auch kostenlos zu bekommen. Doch auch diese Stubentiger brauchen Napf, Körbchen, Kratzbaum, Katzentoilette, Spielzeug und eventuell ein Balkonnetz oder ein Katzentürchen für den Ausgang ins Freie. «Hier müssen Katzenhalter einmalig mit 150 bis 500 Euro Kosten rechnen», sagt Tierärztin Elke Deiniger, die für den Deutschen Tierschutzbund das Handbuch «Kleine Heimtiere - Artgerechte Haltung im Tierheim und Zuhause» mit verfasst hat. Für Futter, Impfung, Entwurmung, Parasitenbehandlung und das Einstreu für die Katzentoilette werden aber jedes Jahr 500 Euro fällig. Sonderkosten wie Tierarztbesuche sind hier noch nicht eingerechnet. «In 16 Jahren kostet eine Katze ihren Halter mindestens 9000 Euro», so Deiniger.
Zunächst sei der realistische und kritische Blick auf die Kosten unumgänglich, erklärt auch Michael Schnabel vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München, der sich wissenschaftlich mit dem Thema Haustiere und Kinder beschäftigt. «Der Wert eines Haustieres kann nicht mit Heller und Pfennig aufgewogen werden. Und doch haben sich die Summen für ein Pferd, einen Hund oder eine Katze auf den ersten Blick ganz schön ausgewachsen», so Schnabel. Viele wissenschaftliche Untersuchungen könnten aber auch zeigen, dass Haustiere für die Entwicklung der Kinder viele Vorteile erbringen. «Pflege und Betreuung eines Tieres verlangen vom Kind Pflichtbewusstsein und Ausdauer und zugleich bieten sich viele Lernchancen und Erfahrungsmöglichkeiten», benennt Schnabel die Vorteile der Tierhaltung.
Anschaffung sollte gut überlegt sein
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Die Anschaffung eines Tieres sollte aber nie spontan erfolgen: «Tierhalter müssen sich vorher überlegen, dass sie ein Tierleben lang Verantwortung haben», sagt Elke Deiniger. Meerschweinchen und Kaninchen sind zwar klein, die wenigsten wissen aber, dass diese Nager bis zu zehn Jahre leben. Weil sie Herdentiere sind, müssen mindestens zwei Artgenossen zusammen gehalten werden. Sie kosten beim Kauf pro Tier etwa 20 Euro. Für Käfig, Napf, Wasserflasche, Häuschen, Spielzeug, Heuraufe, Buddelkiste für Kaninchen und im Idealfall ein Freigehege werden insgesamt 100 bis 300 Euro fällig. Die jährlichen Kosten für Futter, Heu, Stroh, Einstreu, Parasitenbehandlung, Krallenschneiden und Zahnkontrolle liegen nach Berechnungen der Akademie für Tierschutz bei 140 Euro. Zwei Meerschweinchen oder zwei Kaninchen kosten im Laufe ihres Lebens ihren Halter zusammen mindestens 1600 Euro.
Mit drei Jahren hat der Goldhamster verglichen mit anderen Heimtieren eine eher kurze Lebenserwartung. Er kostet in der Zoohandlung zehn Euro. Als Einzelgänger sollte er alleine gehalten werden. Für einen großen Käfig, Häuschen, Napf, Wasserflasche, Laufrad, Heuraufe, Klettermöglichkeiten und Buddelkiste kommen bei Anschaffung aber rund 200 Euro hinzu. Jährliche Kosten für Futter, Einstreu, Heu, Stroh, Hamsterwolle und Sand aus Zoofachhandel machen etwa 50 Euro aus. Elke Deiniger rechnet vor: «Damit belaufen sich die Gesamtkosten für einen Goldhamster auf mindestens 300 Euro.» (ddp)