Berlin. Zwei von drei Ärzten verdienen durch die neuen Vergnügungsregeln mehr Geld. Zu den großen Nutznießern gehören die Praxen in Berlin. Durch Umschichtungen bei den Fachärzten sind Orthopäden nun die Verlierer und Kardiologen die Gewinner.

Berlin. Noch im Frühjahr wollten die 140 000 Arztpraxen die neuen Vergütungsregeln für die Gesundheitsversorgung mit Protestaktionen kippen. Patienten wurden mitunter nur gegen Vorkasse behandelt, Praxen blieben geschlossen. Doch die ersten Zahlen belegen nun, dass die Sorgen weitgehend übertrieben waren. Selbst die überdurchschnittlich gut bezahlten bayerischen Ärzte kommen auf ein weiteres Plus. Im Bundesdurchschnitt nahmen die Praxen sogar mehr als sieben Prozent mehr ein.

Lediglich in Baden-Württemberg mussten Haus- und Fachärzte nach Berechnung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) einen leichten Rückgang der Einnahmen hinnehmen. Im Ländle hatte es dafür im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg gegeben. In diesem Jahr geben die Kassen 31,6 Milliarden Euro für die ambulante Versorgung der Kranken aus, fast vier Milliarden Euro mehr als 2007.

Berliner Praxen sind die Gewinner

Ein Ziel der Reform war die Angleichung der Honorare zwischen Ost und West. Die neuen Länder gehören daher zu den Gewinnern. Spitzenreiter in der Statistik sind die Berliner Praxen. Ein Hausarzt in der Hauptstadt kann in diesem Jahr mit 69 000 Euro bis zu 5000 Euro zusätzlich einnehmen. Sein Kollege in Baden-Württemberg, der auf rund 1800 Euro verzichten muss, hat mit bis zu 85 000 Euro im Jahr dennoch weit höhere Einkünfte. In den westlichen Bundesländern fielen die Zuwächse durchweg geringer aus. Lediglich Niedersachsens Ärzte stechen mit einem Plus von gut 17 Prozent heraus.

Umgeschichtet wurde auch zwischen den Fachärzten. Eindeutige Verlierer sind die Orthopäden, Kardiologen stehen besser da. Ingesamt gibt es deutlich mehr Gewinner als Verlierer der Reform. Zwei Drittel der Praxen haben höhere Einnahmen erzielen können. Die Überweisungen der Krankenkassen sind nicht die einzige Einnahmequelle der Praxen. Zu den Kassenvergütungen kommen noch die von den Patienten direkt bezahlten Leistungen und die Erstattungen für die Privatversicherten. KBV-Chef Andreas Köhler erklärte: „Wir sind immer noch in der Kostenunterdeckung.”