Kopenhagen. So energisch, wie der neue Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen auftritt, so zurückhaltend war sein Vorgänger, der Niederländer Jaap de Hoop Scheffer. Rasmussen steht seit dem 1. August an der Spitze der Verteidigungsgemeinschaft, hat zuvor die Geschicke Dänemarks geführt.
Das kommt ihm in der neuen Funktion zugute, erschwert ihm jedoch auch einiges. Als Ministerpräsident hat der 56-Jährige tiefe Spuren hinterlassen: Die islamische Welt und ihr voran die Türkei als Nato-Mitgliedsland haben seine Politik im Fall der Mohammed-Karikaturen nicht vergessen. Dementsprechend galt Rasmussens Ernennung bis zuletzt als höchst umstritten. US-Präsident Barack Obama war letztlich der Durchbruch gelungen, als er mit deutscher und französischer Rückendeckung in der Türkei persönlich für Rasmussen bürgte.
Das Verhältnis ist dennoch angespannt. Beim ersten Besuch als designierter Nato-Chef in Istanbul sprach Rasmussen im April versöhnlich von einer „Allianz der Zivilisationen”, weigerte sich aber, die von der Türkei geforderte Entschuldigung für seine Haltung im Mohammed-Karikaturen-Streit abzugeben.
Aber nicht nur Rasmussens Rückendeckung für die rechtskonservative Zeitung Jyllands-Posten, in der 2005 zwölf Mohammed-Karikaturen erschienen waren, werden ihm angekreidet. Zu seinem Ruf trug auch seine Freundschaft zum damaligen US-Präsidenten Georg W. Bush und Dänemarks starke militärische Beteiligung am Irakkrieg bei.
Dass der Mohammed-Karikaturen-Streit zum Eklat führte, hat vor allem innenpolitische Gründe. Seit 2001 lenkte Rasmussen das Land mit einer strammen Rechtsregierung. Er musste Zugeständnisse an die rechte islamfeindliche dänische Volkspartei machen, die als Stützpartei fungierte. So führte die Verschärfung des Ausländergesetzes gar zu einer Rüge des Europarats.
Doch in der Waagschale liegen auch diplomatische Erfolge. Als EU-Ratspräsident stellte er die Weichen für die EU-Osterweiterung. Sein Selbstbewusstsein wird er auch brauchen, wenn um den Nato-Beitritt Georgiens und der Ukraine gegen den Willen Russlands gerungen wird.