Düsseldorf. Der DGB schlägt Alarm: Nach Angaben des Gewerkschaftsbundes verlassen in NRW jährlich bis zu 30.000 Jugendliche die Schule ohne Perspektive auf eine Ausbildung. Der doppelte Abiturjahrgang 2012/13 wird die Lage noch verschärfen. Leidtragende werden vor allem Haupt- und Realschüler sein.

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Gewerkschaftsbundes verlassen in NRW jährlich bis zu 30 000 Jugendliche eine Schule ohne Perspektive auf eine Berufsausbildung. Manche schlagen sich als Hilfsarbeiter durch, andere landen frustriert in Sonderklassen auf einem Kolleg, viele „fallen einfach durchs Rost”, klagt DGB-Landeschef Guntram Schneider. „Jugendliche ohne Ausbildung sind sozialer Sprengstoff”, warnt er.

Da der Markt die Probleme nicht selbst regle, müsse der Staat eingreifen. Schneider fordert von der Landesregierung die Finanzierung von mindestens 3000 zusätzlichen Lehrstellen. 2010 würden die Folgen der Wirtschaftskrise voll auf den Ausbildungsmarkt durchschlagen.

Vor allem Haupt- und Realschüler könnten auf der Strecke bleiben

Dramatisch dürfte es 2012/2013 werden. Dann drohen zigtausende Schulabgänger in einer Ausbildungs-Warteschleife hängen zu bleiben. Grund ist der doppelte Abiturjahrgang 2013, der vor allem Haupt- und Realschüler vor große Probleme stellen wird.

„Wir haben Angst, dass unsere Kinder bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz auf der Strecke bleiben,” erklärte Ilona Jondral, Vorsitzende der Landeselternschaft der Realschulen NRW, dieser Zeitung. Sie fürchte, dass Abiturienten dann Jugendliche mit mittlerem Schulabschluss verdrängen werden.

Nur bei den Betrieben zu werben reicht nicht

174 000 Schulabgänger mit Studienberechtigung wird es 2013 durch den Übergang vom Abitur nach neun Jahren (G9) auf acht Jahre geben, das sind 58 000 mehr als „normal”. Elternsprecherin Jondral fordert: „Es müssen Anreize geschaffen werden, damit die Betriebe mehr ausbilden. Nur Werbung dafür zu machen, reicht nicht.”

Der DGB rät der Politik, einen Systemwechsel zu diskutieren. Es sei sinnvoller, direkt in staatlich geförderte Lehrstellen zu investieren als für Jugendliche ohne Ausbildungschancen auf dem freien Markt teure Warteschleifen zu organisieren oder sie in Extra-Klassen an Berufskollegs „einfach nur zu verwahren”.