Paris. Die L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt schenkt einem Pariser Foto-Künstler fast eine Milliarde Euro. Die Tochter der 86-jährigen Milliardärin meint dazu: er ist ein „Scharlatan” und zieht vors Gericht.
Sie ist die milliarden-schwere Erbin des französischen L'Oréal-Imperiums und die reichste Frau Europas: Liliane Bettencourt (86). Weil sie dem schillernden Pariser Fotografen François-Marie Banier (61) den sagenhaften Betrag von fast einer Milliarde Euro vermacht hat, fragt sich die besorgte Tochter Françoise Bettencourt-Meyers irritiert, ob Madame Mutter – salopp gesagt – noch alle Tassen im Schrank hat. Den mit unvorstellbarem Reichtum überschütteten (und verklagten) Banier hält sie für einen skrupellosen Scharlatan, der die alte Dame ausgenommen hat wie eine goldene Gans.
Ehe es am 3. September vor dem Tribunal in Nanterre zum ersten juristischen Showdown kommt, hat der offenbar schwer gekränkte Fotokünstler jetzt zum Gegenangriff geblasen und Anzeige erstattet: wegen übler Nachrede und Diffamierung.
Vermögen wird auf 13,4 Milliarden US-Dollar geschätzt
Seit über einem Jahr nimmt Paris lebhaft Anteil an der „Affäre Bettencourt”. Was der ehedem so öffentlichkeitsscheue L'Oréal-Clan tunlichst vermied, nämlich einen tiefen Einblick in sein Privatleben zu gewähren, gibt es seitdem ausführlich ausgebreitet in der französischen Klatschpresse zu lesen.
Es ist ein wahres Stück aus dem Tollhaus, dessen pikante Details im Dezember 2008 ans Tageslicht kamen. Nach polizeilichen Ermittlungen steht fest, dass Liliane Bettencourt, deren Vermögen laut Forbes-Reichenliste auf 13,4 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, besagtem François-Martin Banier zwischen 2001 und 2007 exakt 993 Millionen Euro geschenkt hat. Und zwar einmal in Form von Lebensversicherungen in dreistelliger Millionenhöhe, mal in Gestalt sündhaft teurer Picasso-Bilder, mal in einfachen Barschecks. Der mittlerweile wohl reichste Fotokünstler der Welt mimt die Unschuld vom Lande. „Sie sponsert mich eben”, lautet der Kommentar von Banier.
"Man muss auch etwas abgeben"
Liliane Bettencourt und ihre einzige Tochter Françoise verkehren nur noch über Anwälte. Die Aufforderung der Tochter, mal ihren Geisteszustand untersuchen zu lassen, lehnte die pikierte Greisin jedoch stets schroff mit der Begründung ab: „Ich bin eine freie Frau.” Ein anderes Mal soll sie philosophiert haben: „Wenn man viel mitbekommen hat, muss man auch lieben, etwas abzugeben.”
Doch selbst in der feudalen Welt der Superreichen sind 993 000 000 Euro alles andere als eine Lapalie. „Hat man jemals erlebt, dass ein Künstler mit einer Milliarde Euro gesponsert wurde?”, erregte sich Françoise Bettencourt-Meyers in einem „Le Point”-Interview. In dem sie hinzufügte: „Eine Milliarde, damit baut man den Louvre oder den Prado! Oder, noch besser, man gründet damit ein großartiges Projekt zur Bekämpfung des Elends in dieser Welt.”
Foto-Künstler hat ein Gigolo-Image
An François-Marie Banier lässt die wütende Tochter kein gutes Haar. Für sie ist erwiesen, dass der charmante Schönling die abgeschottete Konzern-Erbin systematisch mit perfiden Schmeicheleien bearbeitete und ihre Schwäche ausnutzte – einzig mit dem kriminellen Ziel, ihr möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen.
Ein Verdacht, der von ehemaligen Angestellten der Mutter und Krankenhauspersonal bestätigt wird. Laut Polizeiakten soll Liliane Bettencourt immer dann besonders spendabel gewesen sein, wenn sie ans Krankenbett gefesselt und besonders geschwächt war. Die öffentlichen Beschuldigungen der Bettencourt-Tochter gegen den „Scharlatan” Banier gehen inzwischen noch weiter. So will sie Beweise dafür gefunden haben, dass der Fotograf bereits Vorbereitungen für die Adoption durch Liliane Bettencourt getroffen habe. Ein Anwurf, den François-Marie Banier kürzlich in das Reich der Fabel verwies.
Rückendeckung erhält der Fotokünstler mit Gigolo-Image, ein Paradiesvogel der französischen Schickeria, durch Amanda Lear, der Muse des Malers Salvador Dalí. Gegenüber der Zeitung „Le Figaro” nimmt sie Banier in Schutz. Doch seiner Behauptung, er sei auch der Geliebte des großen Dalí gewesen, tritt die einstige Disco-Sängerin schroff entgegen: „Gewiss, er war ein großer Freund meines Mannes. Aber dass es eine sexuelle Beziehung gegeben haben könnte, ist wirklich eine groteske Vorstellung.”