Paris. Kulturpuristen prangern Fast-Food-Filiale in Frankreichs Nationalheiligtum - dem Louvre - als peinliche „Geschmacksverirrung“ an. Auf der Internetseite des weltweit meistbesuchten Museums lassen die Kritiker ihrem Frust über die Hamburger-Bräterei freien Lauf. Die Louvre-Leitung schweigt.

Der Louvre zählt seit jeher zu den feinsten Adressen der französischen Hauptstadt. Einst Residenz der französischen Könige dient der Prachtbau seit langem als Tempel der Kunst. Dass die amerikanische Imbisskette „McDonald’s“ ausgerechnet hier eine Dependance errichten wird, löst bei vielen Kulturpuristen der Seine-Metropole einen spitzen Aufschrei der Empörung aus.

Billigburger im Nationalheiligtum

Er ist fraglos der Stolz der Nation, eine Art Nationalheiligtum. Und ein kultureller Superlativ. Kein Museum in der Welt zählt mehr Besucher. Mehr als acht Millionen Menschen strömen Jahr für Jahr durch den alten Königspalast, um sich von der berühmten „Mona Lisa“ sowie 35.000 weiteren Exponaten entzücken zu lassen. Mit einer Ausstellungsfläche von 60.000 Quadratmetern rangiert der Louvre in der weltweiten Museen-Hitparade auf Platz drei.

Die umstrittene McDonald’s-Filiale wird in das so genannte „Carroussel du Louvre“ einziehen, eine unterirdische Boutiquen- und Veranstaltungspassage, die 1993 zusammen mit der berühmten gläsernen Pyramide angelegt wurde. Die private Internetseite „louvrepourtous.fr“ („Louvre für alle“) fungiert seit Montag als Sprachrohr aller Empörten. Sie begreifen Frankreich selbstverständlich nicht nur als führende Kulturnation der Welt, sondern auch als Inbegriff der Kochkunst, der „haute gastronomie“. Den Einzug der Hamburger-Bräterei in den Kulturtempel quittieren sie naserümpfend mit dem Begriff „Geschmacksverirrung“.

Die Louvre-Leitung schweigt

Eine Bildmontage auf der Startseite zeigt die lächelnde Mona Lisa mit einer Tüte Fritten in der Hand. „Das erste, was die Besucher vom Louvre sehen, ist demnächst das gelbe M von McDo“, zitiert die führende Hauptstadtzeitung „Parisien“ einen aufgebrachten Louvre-Beschützer. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass sich nur 50 Meter vom Museum entfernt, in der Rue Rivoli, bereits eine McDonald’s-Filiale befindet. Zuviel des Guten also.

Die Museumsleitung des Louvre schweigt sich unterdessen über den neuen (unwillkommenen) Nachbarn aus. Sie hat außerdem keinerlei Einfluss auf die Wahl der Ladenmieter. Die riesige Shopping-Meile des Louvre befindet sich in privater Hand.