Essen. Fast jeder Bürger in Deutschland hat eine Rabattkarte im Portmonee. Doch der zweitgrößte Bonus-Anbieter „Happy Digits” steht stark unter Druck: Nach Karstadt und Telekom steigt nun auch die Unternehmensgruppe Tengelmann aus dem Programm aus.
Die Bonusprogramme
Um Kunden an sich zu binden, schließen Handelsunternehmen Verträge mit den unterschiedlichen Anbietern ab und entrichten an diese umsatzabhängige Service- und Lizenzgebühren. Kunden, die eine entsprechende Karte haben, erhalten bei jedem Einkauf Punkte gutgeschrieben, deren Höhe sich am bezahlten Betrag bemisst. Die gesammelten Punkte können sich die Verbraucher bar, als Gutschein oder als Prämiengeschenk auszahlen lassen – oder den Betrag spenden.
Die Anbieter
Der Marktführer „Payback” startete im März 2000. Nach eigenen Angaben kennen 83 Prozent der Bürger die Karte. 60 Prozent der Haushalte haben eine – das sind 23 Millionen Haushalte mit statistisch je 1,5 Karten.
„Payback” wird im Schnitt viermal pro Monat eingesetzt. „Wir bepunkten einen Umsatz von rund 16 Milliarden Euro jährlich”, sagt Sprecherin Nina Purtscher. Die Ersparnis pro Haushalt beziffert sie auf 100 bis 180 Euro im Jahr. Zu den großen Partnern gehören Aral, Kaufhof, Real, Europcar, Sparkasse, Germanwings oder die DM-Drogeriemärkte. „Payback” beschäftigt 150 Mitarbeiter.
Ein Jahr später rief die CAP (Customer Advantage Program GmbH) die „Happy Digits” ins Leben. Laut CAP-Sprecherin Sabine Tjornelund besitzen rund 21 Millionen Haushalte eine solche Karte. Angaben zum Umsatz macht sie nicht. „Happy Digits” können Kunden in Best Western Hotels, bei der Autovermietung Sixt, Neckermann oder Runners Point sammeln.
Im Frühjahr sprangen zunächst Karstadt und Telekom ab. Zum 31. Juli steigt auch Tengelmann aus.
„Für unsere Kunden ist das Programm nicht mehr so attraktiv”, sagte eine Tengelmann-Sprecherin und verwies damit auf den Schwund großer Partner bei „Happy Digits”. Die Supermarkt-Kette wolle sich keinem anderen Programm anschließen und setze ab 1. August ausschließlich auf die „Treueherzen”, die Kunden sammeln und dafür bestimmte Produkte erhalten.
CAP-Sprecherin Tjorneland dementierte derweil einen Zeitungsbericht, wonach sich „Happy Digits” womöglich ganz auflösen werde. „Wir strukturieren uns neu und wollen unsere Partner nicht verunsichern”, erklärte sie.
Dritter und jüngster Bonus-Anbieter ist die Deutschlandcard GmbH, die im März 2008 von der Bertelsmann-Tochter Arvato an den Start gebracht wurde. Die Karte, sagt Geschäftsführer Markus Lessing, liege in über 5,3 Millionen Haushalten. „Seit Januar kommen monatlich 200 000 dazu.” Der Umsatz, der über das Bonussystem laufe, betrage rund fünf Milliarden Euro. Partner sind Edeka, Deutsche Bank, L'Tur, Porta Möbel, Hertz Autovermietung und andere.
Die Kundenkarten
Neben den drei Bonusprogrammen gibt es eine Reihe von Unternehmen, die eigene Rabattaktionen anbieten. Wer beim Bäcker den zehnten Stempel gesammelt hat, bekommt ein Brot gratis. Der Friseur schneidet die Haare zum halben Preis, nachdem der Kunde zehnmal dagewesen ist.
Die Hagener Textilkette Sinn-Leffers gibt eine „Fashion Card” heraus. Gestaffelt nach der Höhe des jährlichen Umsatzes erhalten die Kunden einen Bonus bis zu fünf Prozent. In den Filialen von Peek & Cloppenburg Düsseldorf erhalten die Kunden auf ihrer Karte Rabatte – aber erst ab 500 Euro Jahresumsatz. Ikea wirbt mit der „Family Card”, mit der bestimmte Produkte günstiger werden.