Berlin. Drei „Affären” mit Bundesministern und der Kanzlerin auf einen Streich in einem Bundestagsausschuss mitten im Wahlkampfgetümmel – wann hat man das schon mal? Schmidts Dienstwagen-Affäre ist beendet, die Guttenberg-Geschichte ist abgehakt. Da war bei Merkel die Luft schon wieder raus.

Erwartungsgemäß war Raum 2400 im Paul-Löbe-Haus des Bundestages gestern die bevorzugte Adresse vieler Hauptstadtjournalisten. Genauer: Es waren die Sitzbänke davor. Weil das Gremium unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagt, warten die Medienvertreter vor der Tür, bis einer herauskommt und erzählt, was drinnen los war. Bilanz: nicht viel mehr als laue Schaukämpfe. Stellvertretend für die Koalition hatte CDU-Haushälter Steffen Kampeter die Linie vorgegeben. „Die Bundesrepublik Deutschland hat andere Probleme, als über Spargel, Kalbfleisch und Dienstwagen zu streiten.” Die ganze Chose werde ohne Erkenntnisgewinn bleiben, versprach er.

Schmidt rechtfertigt sich

Zuerst musste sich Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) befragen lassen, weil er einen Gesetzestext zur Bankenrettung von der britischen Anwaltskanzlei Linklaters schreiben ließ. Ergebnis: Die Opposition aus FDP, Grünen und Linkspartei mopperte und hat weiter Zweifel, ob die Vergabe notwendig und wirtschaftlich war. Guttenberg. würde es jederzeit wieder tun. Abgehakt.

Da lag die Sache bei Ulla Schmidt etwas anders. Eine Stunde referierte die SPD-Gesundheitsministerin über ihre Dienstwagen-Affäre, blieb dabei: alles korrekt! Jedoch wurde erst gestern bekannt, dass nicht nur 2009, sondern bereits 2008 eine weitere Privatperson mit Schmidts Dienstwagen nach Spanien mitgenommen worden war. Obwohl das Ministerium bisher hartnäckig von dienstlichen Leerfahrten gesprochen hatte.

Wer mitfuhr, das wollte Schmidt nicht verraten. Nur so viel: alles korrekt versteuert! Ergebnis: Die Opposition mopperte lauter. Auch weil SPD und Union, so die FDP, ihre schützenden Hände über Frau Schmidt und wohl auch über Herrn zu Guttenberg gehalten hätten.

Rückendeckung für die Kanzlerin

Bliebe noch der dritte Akt, das von Angela Merkel ausgerichtete Geburtstagsessen für den Bankier Josef Ackermann. Nachdem Alt-Kanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Peer Steinbrück (beide SPD) sich schon am Nachmittag demonstrativ vor die Kanzlerin gestellt und die Einladung in Ordnung genannt hatten, war die Luft bereits raus.

Auch wenn diesmal, gemeinsam mit den Grünen und der Linkspartei, ausgerechnet SPD-Sprecher Carsten Schneider krittelte und das Essen als „nicht akzeptabel” titulierte. Staatsminister Hermann Gröhe (CDU) war es vorbehalten, im Ausschuss das Abendessen für Ackermann als „reinste Normalität" darzustellen, bei der übrigens auf den Preis geachtet werde – die Flasche Wein zu acht Euro.