Essen. Im Supermarkt haben Veganer es vergleichsweise leicht. Auf jedem Produkt können sie nachlesen, woraus es hergestellt wurde. In Restaurants ist das schwieriger. Auch unser Autor im veganenen Selbstversuch musste oft fragen: “Ist das vegan?“- und hat sich dabei erstmals wie ein Veganer gefühlt.
Seit ich auf tierische Produkte verzichte gibt es eine Frage, die ich besonders häufig stellen muss: "Ist das vegan" Das ist mitunter ziemlich nervig - weniger für mich, sondern vielmehr für die Leute, denen ich diese Frage stelle. Viele Menschen sind auf soviel Tierschutz anscheinend einfach nicht vorbereitet.
Am Pfingstmontag zum Beispiel habe ich in einem Kiosk Brot gekauft. Meine Frage "Ist das vegan?", konnte der Betreiber des Geschäfts aber nicht beantworten. Ich erntete nur unmotiviertes Schulterzucken. Also fragte ich ihn der Einfachkeit halber, ob Milch oder Eier in dem Brot seien. "Nein, auf keinen Fall", antwortete der Mann.
Doch als ich das Brot es essen wollte, erlebte ich trotzdem eine ziemlich tierische Überraschung: Denn das Brot mag ja ei- und milchfrei gewesen sein, aber im Inneren versteckte sich doch etwas ziemlich unveganes - Speckwürfel.
Veganes LebenUnd dann war da natürlich noch die Verkäuferin in der Eisdiele. Meine Frage nach veganem Eis beantwortete sie mit einem Blick, der den Verdacht nahe legte, sie halte mich für den Fernseh-Außerirdischen Alf, der gerade eine Katze bestellt hat.
Ich fühle mich zum ersten Mal als Veganer
Noch folgenreicher war die Frage "Ist das vegan?" allerdings am vergangenen Freitag. Da war ich mit Freunden zum Essen verabredet. Eine Freundin hatte extra einen Tisch beim Italiener reserviert. Der habe sogar "hausgemachte Nudeln", verkündete sie stolz. Hausgemachte Nudeln? Sicherheitshalber griff ich schnell zum Hörer und rief im Restaurant an.
"Selbstverständlich" bereite er seine selbstgemachten Nudeln mit Ei zu, sagte mir der Mann am anderen Ende. Nach dem Telefonat blieb für mich als Veganer nur ein Produkt auf der Speisekarte übrig: der kleine Salat. Ich war ziemlich wütend auf das Restaurant und fragte mich, warum es so unmöglich sein soll, neben all den Garnelen, Filetspitzen und Hühnchen nicht wenigstens eine vernünftige, vegane Alternative anzubieten. Erstaunt stelle ich fest, dass ich mich zum ersten Mal überhaupt als Veganer fühle.
Ein Burgerladen wie für Greenpeace-Mitglieder
Denn zuvor war ich immer nur darüber wütend, dass ich Produkte nicht essen durfte, weil sie nicht vegan waren. Nun aber war ich wütend, weil ich kein veganes Gericht auf der Karte finden konnte. Ich fühlte mich unfair behandelt. Der Besuch beim Italiener wurde abgesagt.
Chips und Fotos - diese Produkte sind überraschend unvegan
Also gingen wir anstatt dessen in ein Burger-Restaurant. Das klingt zwar nach Fleischtempel, aber die Speisekarte hätte es auch gerechtfertigt, dort eine Greenpeace-Mitgliederversammlung abzuhalten. Denn neben zahlreichen vegetarischen Burgern stand sogar eine vegane Version auf der Karte.
Vegan bedeutet nicht immer gesund
Wohl um klar zu stellen, dass der Burger wirklich ohne tierische Produkte hergestellt wurde, hat er den äußerst kreativen Namen "Veganer Burger" bekommen. Dazu der Hinweis "Auch die Soße ist natürlich zu 100 Prozent vegan". Ich wollte niemanden ärgern und habe deshalb ausnahmsweise mal nicht nachgefragt, ob das Essen vegan ist.
Zu meiner großen Überraschung war der Burger aber nicht nur vegan, sondern auch köstlich. Neid auf die Fleischesser am Tisch kam zu keiner Sekunde auf. Dazu gab es Pommes mit Ketchup und Guacamole. Vegane Ernährung muss schließlich nicht immer gesund oder vernünftig sein.
Zum Schluss gibt es deshalb noch einen kleinen Tipp für Veganer, die Cocktails oder den Film "The Big Lebowski" mögen. Das Lieblingsgetränk von Jeffrey Lebowski, der "White Russian" aus Milch, Wodka und Kahlua, schmeckt mit Sojamilch nämlich sogar besser als mit normaler Milch. Habe ich natürlich selbst getestet.
Haben Sie als Veganer auch schon oft die Frage "Ist das vegan" stellen müssen? Schreiben Sie mir eine E-Mail an vegan@derwesten.de oder melden Sie sich via Twitter bei @laurenzvegan.