Essen. . Mit stoischer guter Laune hielt Brigitte Nielsen das Dschungelcamp 2012 zusammen. Reicht das für die Krone? Samstagabend feiert RTL sich und seine C-Promi-Camper im Finale von „Ich bin ein Star - holt mich hier raus“. Der Sender kann mit Staffel 6 des Formats zufrieden sein - die Quoten stimmen, die Werbung läuft.

Heute soll sie gekrönt werden, die neue Majestät des Dschungels. Sofern der sintflutartige Regen das Dschungelcamp 2012 nicht vorher weggespült hat. Was mancher TV-Zuschauer insgeheim vielleicht hofft. Weil dann endlich mal was passieren würde in dieser RTL-Show.

Dabei sei es gar nicht so schlecht aus am Anfang. Denn allen Gerüchten zum Trotz hat der Sender ja nicht die erstbesten C-Promis in den australischen Regenwald geschickt. Im Gegenteil: Da waren wieder die ausgemusterten Casting-Show-Teilnehmer und vergessenen Sänger, Schauspieler und Moderatoren. Viele verkrachte Existenzen mit großem Ego und kleiner Einsichtsfähigkeit. Eigentlich keine schlechte Mischung für gute Unterhaltung am späten Abend. Mit viel Zoff zwischen Lianen und Lagerfeuer.

Stattdessen hat sich schnell Langeweile breit gemacht. Im Dschungel und vor dem Bildschirm. Das liegt natürlich zum einen daran, dass sich jedes Casting-Format mit der Zeit abnutzt. Längst schockt es weder Kandidaten noch Zuschauer, wenn bei einer Dschungelprüfung Schweinevagina und Kotzfrucht serviert werden oder zwischen Maden und Kakerlaken nach Sternen gewühlt werden muss.

Dschungelcamp 2012 - Mägen aus Stahl, Rabenväter, Selbstdarstellerinnen

Viel schlimmer allerdings ist, dass viele Kandidaten die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen konnten. Martin Kesici, Daniel Lopes oder Radost Bokel blieben so unscheinbar, dass man sie schon vergessen hatte, bevor sie nach ihrem Ausscheiden das Hotel erreichten. Und Ramona Leiß und Ex-Tic Tac Toe-Mitglied Jazzy lösten zwar ihre Dschungelprüfungen, aber bei den Zuschauern auch Unbehagen aus. Schwer depressive Oberzicke war die eine, nervtötende Selbstdarstellerin ohne Knopf zum Abstellen die andere.

Ja selbst Rabenvater Vincent, der aussieht wie ein gealtertes Double von Patrick Swayze, geriet zur Enttäuschung. Hatte er beim hoffnungsvoll stimmenden Beginn noch über die Campbekleidung geschimpft (Schwuchtelhosen in Tuntenfarben), verlor er sich später – schwer gestresst vom Nikotinentzug – in esoterischen Ausschweifungen („schlechter Spirit hier“), gewürzt mit ein paar frauenfeindlichen Bemerkungen. Hätte sich „das Ailton“, dieser „sympath Mann“ natürlich nie getraut. War überhaupt zu schweigsam, der ehemalige Kugelblitz von Werder Bremen. Das erklärt vielleicht, „warum Fans nix anrufe“ und den Fußballer vom Platz schickten. Was Ailton „nix verstehe kann“.

Bleiben Kim und Rocco, das vermeintliche Liebespaar der diesjährigen Ausgabe. Beide mit Mägen aus Stahl und fies vor nichts, aber oft im Schatten der Silikonbusen rechts und links von ihnen. Einer davon gehört Micaela Schäfer, einer jungen Frau mit Abneigung gegen größere Mengen Textil am Körper. Als inoffizielle Nachfolgerin von Sarah „Dingens“ Knappik wurde sie gehandelt, eine Sympathie-Trägerin ist sie geworden.

150.000 Euro Gage für Brigitte Nielsen waren gut angelegtes Geld

Genau wie Brigitte Nielsen. Angeblich hat RTL ihr 150 000 Euro für den Gang in den Regenwald gezahlt. Gut angelegtes Geld, denn gerade in den letzten Tagen war es die dänische Schauspielerin mit der Lederhaut und dem putzigen Akzent, die den Laden mit notorisch guter Laune zusammengehalten hat und jede Prüfung mit stoischem Gleichmut absolvierte.

Überhaupt kann RTL auch mit der jüngsten Dschungel-Staffel zufrieden sein. Nicht nur weil die Einschaltquoten auch ohne Streit und echte Skandale wieder bei weit über sechs Millionen lag. Sondern auch, weil die Kritiker verstummt und auch die Werbeindustrie ihre Zurückhaltung längst aufgegeben hat und fleißig Spots im Umfeld der Show bucht. Ekel-TV, so scheint es, ist in Deutschland längt normal geworden.

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