Im Videocast: Dank Distanzunterricht sei keine Bildungskatastrophe zu erwarten, sagt der Verbandsvize und warnt vor einer Über-Akademisierung.
Der Deutsche Lehrerverband ist strikt dagegen, die Schulen in der jetzigen Situation wieder zu öffnen. „Wir dürfen die Kinder auf der Zielgerade der Pandemie nicht gefährden“, sagt der Vizepräsident des Verbandes, Jürgen Böhm.
In unserem Videocast "19 - die DUB-Chefvisite" bricht Böhm eine Lanze für den Distanzunterricht: Dadurch hätten „die Abschlussklassen mehr Unterricht als vorher“, denn Klassenfahrten und Wandertage seien ausgefallen. Böhm erwartet daher „solide Abschlüsse“. Er lehnt „Panikmache“ ab, eine „Bildungskatastrophe“ stehe nicht bevor.
Tests nur zu Hause und mit den Eltern
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Böhm betont, dass „Distanzunterricht eine Übergangsform, kein Dauerzustand“ sei. Zwar litten die Kinder darunter. Aber man dürfe „Leiden nicht mit Gefahr garnieren“, wenn die Schüler zusätzlich Infektionsrisiken im Präsenzunterricht ausgesetzt werden.
„Wir wollen die Schulen so schnell wie möglich wieder aufmachen“, so Böhm. Dazu müssten aber zunächst die Inzidenzwerte sinken. Diese lägen bei Jugendlichen in Bayern aktuell bei 300.
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Sollten Kinder in die Schule gehen, muss aus Böhms Sicht die Teststrategie „unbedingt nachjustiert werden“. Fahren diese im Bus an und werden in der Schule getestet, „ist das Kind schon in den Brunnen gefallen“. Er fordert: „Wir müssen die Eltern mit ins Boot holen und Tests zuhause durchführen.“
Deutschland bildet zuviele Akademiker aus und zuwenig Facharbeiter
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Scharfe Kritik übte Böhm an der deutschen Bildungspolitik: „Wir haben die mittleren Abschlüsse über Jahre zu wenig gewürdigt.“ Die Vernachlässigung von Haupt- und Realschulabschlüssen zugunsten einer Akademisierung sei der falsche Weg. Beim Facharbeitermangel „wird uns die Abiturquote nicht weiterbringen“. Mit Blick auf die hohe Zahl von Studienabbrechern sagt er: „Wir dürfen die Kinder nicht auf einen Weg schicken, auf dem sie scheitern.“ Es müsse deutlicher gemacht werden, dass man auch als Facharbeiter gutes Geld verdienen kann, so Böhm.
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Bei „19 – die Chefvisite“ werden von Montag bis Freitag die aktuell wichtigsten Entwicklungen der Corona-Krise in ihren medizinischen und wirtschaftlichen Aspekten diskutiert und eingeordnet – in nur 19 Minuten. Am Montag, den 26. April, sind der Basler Soziologieprofessor Oliver Nachtwey und der Geschäftsführer des Berliner Handball-Bundesligisten Füchse, Bob Hanning, als Talk-Gäste dabei. Alle Sendungen sind jederzeit abrufbar in der Mediathek auf DUB-magazin.de!
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Eine Sammlung der bisherigen Sendungen gibt's auf der Themenseite zur "Chefvisite"