Köln/Düsseldorf. Schweinegrippe? Beim Auftakt der Karnevalssession am Mittwoch wurde in den rheinischen Karnevalshochburgen trotzdem gebützt. Mehrere zehntausend Jecken schunkelten am Mittag in Köln, über 10.000 dürften es vor dem Düsseldorfer Rathaus gewesen sein. Nicht wenige im Arzt-Kostüm.

Zehntausende Jecken haben am Mittwoch in den Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf den Start in die fünfte Jahreszeit gefeiert. Die Narren schunkelten sich bei trübem Novemberwetter schon seit den frühen Morgenstunden warm und zählten dann traditionell die letzten Sekunden bis zum offiziellen Karnevalsbeginn um 11.11 Uhr herunter. Gesundheitsexperten hatten allerdings mit Hinweis auf die Schweinegrippe dazu geraten, es diesmal mit dem Knutschen nicht zu übertreiben.

Petrus muss ne kölsche Jung sein

Für Kölns neuen Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) war es die erste Bewährungsprobe. Der Empfang des designierten Dreigestirns am «elften Elften» gehört zum Pflichtprogramm des kölschen Stadtoberhaupts. Zur Freude von mehreren Zehntausend jubelnden und kostümierten Jecken in der Kölner Altstadt fasste sich der gebürtige Westfale Roters bei seiner ersten Ansprache kurz. Ohne allzu große Formalitäten begann am Mittwoch in den Karnevalsmetropolen pünktlich um 11.11 Uhr die «fünfte Jahreszeit».

Nach tagelangem Dauerregen war der Himmel in Köln aufgezogen und es nieselte nur ein wenig. Der Standardspruch «Petrus muss ne Kölsche sein» hatte also auch in diesem Jahr seine Berechtigung. Während auf der Bühne die Stars der kölschen Karnevalsszene für Stimmung sorgten, gab es im Publikum schon die ersten Kostümtrends der kommenden Session auszumachen.

Viele jecke Mediziner

Neben den Klassikern wie Piraten und Clowns zeigte die Schweinegrippe deutliche Wirkung. Häufiger als in den Vorjahren waren jecke Mediziner und Krankenschwestern im OP-Kittel unterwegs, bei denen der Mundschutz zum Kostüm gehörte. «Schützt gegen Schweinegrippe, nervt aber beim Bützen (küssen)», meinte die 22-jährige Nina, die zum Sessionsauftakt den Hörsaal gegen den Heumarkt eingetauscht hat.

Im Vorfeld des Karneval hatten Mediziner vor einem erhöhten Infektionsrisiko gewarnt. Sollten sich zwei Jecken näher kommen, könnte das Übertragungsrisiko schon spürbar ansteigen. Alkoholkonsum und gereizte Schleimhäute könnten zudem das Immunsystem schwächen. Dabei heißt das diesjährige Sessions-Motto ausgerechnet »In Kölle jebützt« (In Köln geküsst).

Die kölschen Jecken ließen sich von solchen Pandemie-Szenarien nicht die gute Laune nehmen. «Isch desinfiziere von innen», betonte der als «Hulk» kostümierte Jörg aus Erftstadt und verwies auf die mitgebrachte Flasche Apfelkorn. Nur wenige Meter weiter stürmten gleich sieben «Michael Jacksons» einen Gyros-Stand, während sich ein Eisbär und eine kurzberockte «Ordensschwester» näher kamen.

Düsseldorfs OB hat die Pumphosen an

In Düsseldorf musste derweil Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) den Hoppeditz in seine Schranken weisen. Wie in jedem Jahr zum Sessionsauftrag hatte die mit Pumphosen und rot-weißen Bommeln geschmückte Symbolfigur des Düsseldorfer Karnevals seine lokalpolitische Spitzen abgeschossen. Dabei bescheinigte er Elbers eine Politik der arg ruhigen Hand. Das Stadtoberhaupt wehrte sich: Wer wie der Hoppeditz neun Monate des Jahres ruhe, sei wohl kaum berechtigt, ihm Lethargie vorzuwerfen.

In Bonn empfing der neue Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) die närrische Prominenz, darunter Prinz und Bonna und die Wäscherprinzessin. Auf dem Markt feierten derweil mehrere Hundert Jecken ausgelassen unter dem Sessions-Motto «Bönnsche Saache - drövver laache» (Bonner Sachen - drüber lachen). Sicherheitshalber hatte sich einer der Kostümierten das Schild «Isch han net de Wutze-Jrepp» (Ich habe keine Schweine-Grippe) um den Hals - wobei sich das vermeintliche Ferkelchen beim näheren Hinsehen als rosaroter Panther erwies.

Die Hochzeit der Karnevalssitzungen und Bälle beginnt Anfang nächsten Jahres. Höhepunkt sind die Rosenmontagszüge am 15. Februar. Am Aschermittwoch dem 17. Februar ist dann wieder «alles vorbei». (ddp/ap)