Wir haben nachgefragt: Wo sind die Hattinger am 11.11. um 11.11 Uhr? Das hängt von der Neigung ab – Narr oder nicht Narr

Am Mittwoch ist Sankt Martin. Aber nicht nur das: Für Narren beginnt am 11.11. um Punkt 11 Uhr 11 die fünfte – für sie schönste – Jahreszeit überhaupt. Die Hattinger Zeitung hat sich umgehört und gefragt: Was machen Sie am 11.11. um 11.11 Uhr?

Die Prinzessin

„Ich stoße mit einem Glas Cola an, ich muss nämlich arbeiten”, sagt Kerstin Rudolph. Die 39-Jährige ist Krankenwagenfahrerin – ohne Krone. Die trägt sie nur zum Fasching: Kerstin Rudolph ist Prinzessin Kicki I. Die närrische Zeit beginnt für sie nach Feierabend. „Wenn wir unsere Session eröffnen.” Das passiert um 20 Uhr 11 im Restaurant „An de Krüpe”. „Dort planen wir den Rosenmontagszug”, sagt sie. Der findet am 15. Februar 2010 zum 33. Mal statt, „und soll besonders schön werden”.

Der Geistliche I

Hansjörg Federmann denkt am 11.11. an Martin Luther. „Der Reformator wurde heute getauft und hat seinen Namen wegen des Martins-Tags bekommen”, sagt der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Welper. Das Vor-Feiern der Narren sei nicht sein Ding. Karneval sei für ihn die Fastnachtszeit im Februar, sagt er. „Ich erlebe die Zeit vor Weihnachten stiller mit vielen Gesprächen in der Gemeinde. Ich mag es ruhiger.”

Der Organisator

Der Organisator des Rosenmontagszugs, Thomas Behling, verspricht einen schönen Umzug. „Die 33 ist eine karnevalistische Zahl: Wir versuchen alte aber auch neue Gruppen für den Umzug zu gewinnen.” Die integrative Karnevalsfeier der Lebenshilfe findet wegen der Helden-Ausstellung nicht in der Gebläsehalle, sondern in der Realschule Grünstraße statt. „Aber mit halber Kapazität”, sagt er. Er wird um 11 Uhr 11 den Abend vorbereiten.

Der Musiker

„Ich habe nichts gegen Karneval. Aber wenn, dann bevorzuge ich die lateinamerikanische Variante – auch wegen der Musik”, sagt Musikschul-Leiter Peter Brand. Deutsche Karnevalslieder mag er nicht so besonders. „Früher habe ich diese in Tanzkapellen gespielt”, sagt er im Rückblick, ohne traurig zu sein. Heute feiert er nicht: „Ich arbeite”, sagt Brand. Eine Kollegin sei krank und neben dem Unterricht habe er Termine zur erledigen.

Der Gründer

Volker Scheer, neben Michael Lunemann Urvater des Holthauser Rosenmontagszugs, schaltet um 11 Uhr 11 den Fernseher ein. „Ich gucke, wie in Köln der Karneval eingeleitet wird”, sagt der 66-Jährige. An die Anfänge des närrischen Treibens in Holthausen erinnert er sich: „Die Idee entstand im Winter '76 im Sandkasten. Die Kinder aus der Nachbarschaft hatten Masken gebastelt. Um die den anderen zu zeigen, machten wir unseren ersten Umzug.” Scheer spielte Akkordeon. 25 Jahre lang organisierte er das Fest. „Schließlich war in Holthausen sonst nichts los. Es hat etwas gedauert, dann hatten wir ein sehr positives Image.”

Der Geistliche II

Der katholische Pfarrer Winfried Langendonk sieht's nüchtern. Die Gemeinde mache am 11. November nichts Karnevalistisches. Langendonk sagt lachend: „Für uns und für mich persönlich steht der Martins-Tag mit Laternenumzug im Vordergrund – nicht die Verkleidung und Tätärä.”

Die Narrenzahl 11

Warum beginnt der Fasching am 11.11. um 11.11 Uhr? Es gibt mehrere Theorien.

Die Fastnacht dient als Ritual einer Welt, die die alltägliche Ordnung überschreitet. Daher liegt es nahe, dass auch die Zahl Elf etwas mit Normüberschreitung zu tun haben könnte. Die Elf gilt bereits seit dem Mittelalter als närrische Zahl, überschreitet als erste Zahl die zehn Gebote und ist um eins kleiner als die Zahl der Jünger Jesu. In der christlichen Mythologie verweist Elf entweder auf die Sünde oder auf die letzte Stunde, die geschlagen hat. Auf dem Ziffernblatt ist Elf so ein Zeichen der Vergänglichkeit.

Einige Wissenschaftler sehen einen Bezug zu den Worten „Egalite´, Liberte´, Fraternite´”, dem Motto der französischen Revolution. Andere vermuten den Ursprung im Narrenspruch „Ey lustig fröhlich”, erstmals 1381 auf einem Siegel in Kleve nachgewiesen. Fakt ist: Der „richtige” Karneval beginnt am 7. Januar, einen Tag nach „Heilig-Drei-König”, und dauert offiziell bis zum Veilchendienstag.