Berlin. Endlich Wahlkampf: Bisher behandelte Kanzlerin Merkel ihren SPD-Herausforderer Steinbrück wie Luft. Im TV-Studio prallen zwei Politikstile aufeinander. Steinbrück greift an, und Merkel pariert. Einen klaren Sieger gab es nach dem Schlagabtausch nicht.
Im einzigen Fernsehduell vor der Bundestagswahl haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und SPD-Herausforderer Peer Steinbrück einen teilweise heftigen Schlagabtausch geliefert. Drei Wochen vor der Wahl ging der in Umfragen weit zurückliegende Herausforderer am Sonntagabend in die Offensive.
Nach einer ARD-Umfrage ging das Duell im Großen und Ganzen unentschieden aus. 44 Prozent der Zuschauer fanden Merkel „kompetenter“, 49 Prozent Steinbrück. Bei der Frage, wer „angriffslustiger“ war, siegte Steinbrück klar mit 88:5 gegen die Kanzlerlin, während diese bei der Frage, wer „sympathischer“ gewirkt habe, ihren Kontrahenten mit 52:32 abhängte. Die Kanzlerin wurde auch als „fairer“ angesehen (45:13).
Steinbrück attackierte gleich zu Beginn
Steinbrück attackierte gleich zu Beginn des Duells: Die schwarz-gelbe Koalition habe Deutschland vier Jahre lang nur im Kreis geführt, sagte Steinbrück. Das Land müsse nun endlich aus dem „Stillstand“ herauskommen. Merkel wies die Vorwürfe zurück: „Wir haben gezeigt, dass wir es können – und das in einer schwierigen Zeit.“
Das 90-minütige Duell galt für den SPD-Herausforderer als wohl letzte Chance, vor dem 22. September doch noch einen Stimmungswechsel zu schaffen. In allen Umfragen haben die Sozialdemokraten einen großen Rückstand auf die Union.
Merkel zeichnet ein positives Bild von der Lage in Deutschland
Immer wieder versuchte Steinbrück, Merkel aus der Reserve zu locken. Mit Blick auf den bisherigen Wahlkampf der Bundeskanzlerin appellierte er an die Wähler: „Lassen Sie sich nicht einlullen!“
Merkel gegen Steinbrück
Erwartungsgemäß zeichneten Kanzlerin und Kandidat ein völlig unterschiedliches Bild von der Lage. Merkel sagte, Deutschland habe heute so viele Beschäftigte wie nie zuvor. Der Bund werde 2015 erstmals wieder in der Lage sein, ohne neue Schulden auszukommen. Dann warnte sie: „Wir dürfen nichts tun, was Arbeitsplätze in Gefahr bringt.
Die Steuererhöhungspläne der Sozialdemokraten und der Grünen bringen die Gefahr mit, dass wir die gute Ausgangslage, die wir haben, nicht verbessern, sondern verschlechtern.“ Thema war auch eine Pkw-Maut auf Deutschlands Autobahnen, für die sich die CSU stark macht. Auf Drängen Steinbrücks bezog Merkel dabei klar Position: „Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben.“