München. . Die NSU-Hauptangeklagte Beate Zschäpe ist offenbar unzufrieden mit ihrem Verteidiger. So seien Auszüge aus Akten immer wieder in den Medien verbreitet worden. Das sagte ein BKA-Beamter im NSU-Prozess in München aus. Außerdem sei Zschäpe unzufrieden mit dem von ihr veröffentlichen Polizeifoto gewesen.
Beate Zschäpe soll auf einer Fahrt von Köln nach Gera ihren Verteidiger gegenüber der Polizei kritisiert haben. Das sagte ein 57-jähriger Beamter des Bundeskriminalamtes (BKA) im NSU-Prozess in München aus. Der Polizist hatte die Hauptangeklagte am 25. Juni des Vorjahres begleitet, als sie aus dem Gefängnis in Köln-Ossendorf in die Justizvollzugsanstalt nach Gera gebracht wurde. Dort hatte Zschäpe die Möglichkeit, Besuch von ihrer Großmutter und ihrer Mutter zu empfangen.
Der BKA-Beamte schilderte länger als eine Stunde anschaulich, wie sich ein Gespräch zwischen Zschäpe und den Polizisten in dem VW-Bus der Bundespolizei auf der Fahrt entwickelt hatte. So habe die Gefangene damals unter anderem erzählt, dass sie einen anderen Namen annehmen wolle, wenn sie das Gefängnis wieder verlassen kann.
Arbeit im Kölner Gefängnis fand Zschäpe angeblich zu schwer
Sie hasse zwar das von ihr veröffentliche Polizeifoto, aber vielleicht sei es ganz gut so, denn dann könne sie später niemand erkennen. Zschäpe soll auf der Fahrt blonde Haarsträhnen getragen haben. Der Zeuge berichtete auch, dass sich die Gefangene mehrfach über die Bedingungen in der Haftanstalt in Köln beklagt habe. Die Zelle sei zu kalt und es gebe kein warmes Wasser.
Bilder zum NSU-Prozess
Auf einen Vorhalt des Gerichts erinnerte sich der Zeuge auch wieder daran, dass die Gefangenen ihm damals gesagt habe, dass sie eine Tätigkeit als Hausmädchen im Kölner Gefängnis nicht angenommen habe, weil ihr die Arbeit zu schwer gewesen sei und es zu wenig Freizeit gebe.
Mehrfach kritisch über Verteidiger Wolfgang Heer geäußert
Beate Zsschäpe soll sich auf der Fahrt mehrfach kritisch über ihren Verteidiger, Wolfgang Heer, geäußert haben. So kritisierte sie, dass er öfter in der Presse aufgetaucht sei. Zudem habe die sie sich geärgert, dass Auszüge aus Akten immer wieder in den Medien verbreitet wurden. Nach den Angaben des Zeugen soll die Gefangene Vermutungen darüber geäußert haben, dass es Verbindungen zwischen ihrer Verteidigung und Medien geben könne.
Der BKA-Beamte erklärte, dass er Beate Zschäpe auf Äußerungen angesprochen habe, aussagen zu wollen. Er habe ihr anhand von Terroristen der Rote Armeefraktion erklärt, dass es sinnvoll sein könne eine Aussage zu machen, weil das Gericht das auch berücksichtige. Zschäpe soll mehrfach gesagt haben, dass ihr Verteidiger ihr von einer Aussage abrate.
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Als der Kriminalbeamte das Gespräch auf das Wetter und die Insel Fehmann gebracht habe, hätte Beate Zschäpe abgeblockt. Er habe den Eindruck gehabt, dass die Gefangene viele Ermittlungsergebnisse noch nicht gekannt habe. Deshalb habe er ihr unter anderem gesagt, dass die Polizei rund 1800 Asservaten habe, die sie auswerte.
Zu Beginn seiner Aussage verwies der Beamte darauf, dass es eine Anweisung gab, mit Zschäpe keine Vernehmung zu führen. Darüber war die Gefangene auch informiert worden, sagte er dem Gericht. Es sei Zschäpe aber auch gesagt worden, dass von dem Gespräch während der Fahrt eine Aktennotiz gefertigt werde. Da die Fahrt jeweils vier Stunden gedauert habe, hätte sich zwangsläufig ein Gespräch ergeben, so der Kriminalist.
Zu Beginn seiner Aussage forderte Verteidiger Wolfgang Heer, dass der Zeuge ohne Notizen aussagen soll. Außerdem beantragte er, die Notizen des Zeugen zu beschlagnahmen und als Kopie den prozessbeteiligten zur Verfügung zu stellen. Darüber hat das Gericht bisher aber noch nicht entschieden.