Washington. . Kurz vor dem ersten TV-Duell mit US-Präsident Obama hat Herausforderer Mitt Romney am Freitag erstmals Details seiner Steuererklärungen veröffentlicht. Das Ergebnis: Der Multi-Millionär Romney hat deutlich weniger Steuern gezahlt als der Spitzensteuersatz in den USA.
Unter dem Druck schlechter Umfragewerte und einer Reihe von selbst verschuldeten Patzern hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney am Freitag die Geheimniskrämerei um seine Steuererklärungen gelüftet. Wenige Tage vor der ersten Fernseh-Debatte mit Präsident Barack Obama startete der Ex-Gouverneur eine neue Transparent-Offensive.
Wie aus Unterlagen hervorgeht, die Romneys Finanzsachwalter Brad Malt am Abend veröffentlichte, soll Romney in den vergangenen 20 Jahren im Durchschnitt mindestens 13 und höchstens 20 Prozent Bundessteuern gezahlt haben. Der auf ein Privatvermögen von 250 Millionen Dollar geschätzte Ex-Manager hätte damit nach Medienberichten über zwei Jahrzehnte nicht wesentlich mehr an den Staat abgeführt als eine Mittelstandsfamilie mit einem Einkommen zwischen 50.000 und 75.000 Dollar (40.600 und 61.000 Euro).
Romney zieht blank - eine "leise Verzweiflungstat"
Vom Spitzensteuersatz, der bei 35 Prozent liegt, trennen Romney Welten. Im vergangenen Jahr erzielte Romney ausweislich eines Briefes seiner Steuerberater bei PricewaterhouseCoopers ein Einkommen aus Investmentvermögen in Höhe von rund 13,7 Millionen Dollar. Er führte davon 1,93 Millionen Dollar Steuern ab; rund 14 Prozent. Der vergleichsweise niedrige Satz erklärt sich dadurch, dass in den USA Kapitalerträge steuerlich deutlicher günstiger gestellt werden als normales Erwerbseinkommen. Ein Tatbestand, den Obama gesetzlich ändern und Romney festschreiben will. Das Ehepaar Romney gab im vergangenen Jahr zudem vier Millionen Dollar für wohltätige Zwecke und machte dafür eine Steuervergünstigung von 2,2 Millionen Dollar geltend.
Politische Beobachter werteten den Schritt Romneys als „leise Verzweiflungstat“. Der Obama-Herausforderer hatte seit fast einem Jahr immer wieder bekräftigt, nur seine Steuern für die Jahre 2010 und 2011 offen zu legen. Mehr Transparenz werde der politische Gegner nur ausnutzen, um ihm am Zeug zu flicken und als Steuerflüchtling zu denunzieren. Hintergrund: Romney hat einen beträchtlichen Teil seines Vermögens in Steueroasen wie der Karibik geparkt. Diese Abwehrhaltung, in Medien und Parteikreisen der Republikaner als Hypothek für den Wahlkampf oft kritisiert, hatte Romney-Sprecher Ben Rhoades vor kurzem noch einmal bekräftigt. „Es ist klar, dass Präsident Obama nichts lieber möchte, als über Gouverneur Romneys Steuererklärungen zu sprechen, statt über die Themen, die den Wählern wichtig sind.“
Aus dem Obama-Lager gab es zunächst keine Stellungnahme. Es ist aber damit zu rechnen, dass Romneys Steuerbescheide in der kommenden Woche genau seziert und analysiert werden. Die wachsende Ungleichheit in Amerika, die sich auch in der Besteuerung ausdrückt, ist eines der Reiz-Themen des US-Wahlkampfes.