Düsseldorf. . Hannelore Kraft gilt als unumstrittene Führungspersönlichkeit der NRW-SPD. Sie hat sich von unten hochgearbeitet und darauf ist sie stolz. Sie ist ein „Malocherkind“ aus dem Ruhrgebiet und hier will sie bleiben.
Sie gibt sich volksnah und bodenständig. Während ihr Herausforderer von der CDU, Norbert Röttgen, oft ein wenig abgehoben herüberkommt, stürzt sich SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft in diesem Wahlkampf gern in die Menge – ob im Wahlkampf auf der Straße oder im Mönchengladbacher Fußballstadion, wenn sie medienwirksam einen Fanschal der Borussia schwenkt.
NRW und seine Menschen lägen ihr am Herzen, wiederholt die 50-Jährige regelmäßig. Hier ist sie aufgewachsen und hier will sie bleiben, wie sie immer wieder bekundet - nicht zuletzt als Seitenhieb auf ihren Herausforderer aus der Berliner Bundesregierung.
Sie ist ein „Malocherkind“ aus dem Ruhrgebiet
Kraft hat sich von unten hochgearbeitet - und darauf ist sie stolz. Sie ist ein „Malocherkind“ aus dem Ruhrgebiet, das dank der Bildungsreformen der 1970er Jahre später erst eine Banklehre machen konnte und danach in Duisburg und London Wirtschaft studierte. „Für mich war die größte SPD-Errungenschaft immer Bildung und BAföG. Das war der Grund, weshalb ich an die Uni konnte“, sagte Kraft einmal.
Sie schaffte den Aufstieg, wurde Unternehmensberaterin – um sich dann in die Politik zu verabschieden und dort Karriere zu machen. Erst 1994 in die SPD eingetreten, zog sie sechs Jahre später in den Landtag ein. Der damalige SPD-Regierungschef Wolfgang Clement machte sie ein weiteres Jahr später zur Europaministerin, bevor sie 2002 unter Clements Nachfolger Peer Steinbrück NRW-Wissenschaftsministerin wurde.
Nach der historischen Wahlschlappe der NRW-SPD 2005 wählte die SPD-Fraktion die Mülheimerin zu ihrer Vorsitzenden im Landtag. Anfang 2007 übernahm Kraft auch den Landesvorsitz - und wurde zur Herausforderin des damaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) ausgerufen, den sie schließlich als Regierungschefin ablöste. Damit hat sie es geschafft, als erste Frau an der Spitze des bevölkerungsreichsten Bundeslandes zu stehen.
Kraft wirbt für vorbeugende Sozialpolitik
Mit Leidenschaft hat sie in den vergangenen fast zwei Jahren als Regierungschefin dafür gekämpft, andere von ihrer vorbeugenden Sozialpolitik zu überzeugen. Ihr Credo: Besser heute mehr Geld in die Ausbildung von Kindern und Jugendlichen stecken, als morgen „Reparaturkosten“ wie Arbeitslosengeld, Jugendhilfe oder gar Gefängnisaufenthalte zu zahlen.
Und Kraft will anderen zeigen, dass auch in der Politik ein Miteinander statt ein Gegeneinander möglich ist. Sie nennt es eine „Politik der Einladung“, sucht immer wieder den Dialog mit anderen Fraktionen im Landtag. Doch ganz freiwillig geschieht dies nicht. Da der rot-grünen Regierungskoalition bislang eine Stimme zur Mehrheit fehlte, war sie in wichtigen Fragen auf die Unterstützung anderer Parteien angewiesen.
SPD und Grüne verfügen nur über eine knappe Mehrheit
Auch nach dem Scheitern der rot-grünen Minderheitsregierung scheint ihre Partei das Vertrauen in Hannelore Kraft nicht verloren zu haben. Mit 99,3 Prozent der Stimmen wählten die Sozialdemokraten die Mülheimerin erneut zu ihrer Spitzenkandidatin für die Landtagswahl am 13. Mai. Es gab lediglich zwei Gegenstimmen und eine Enthaltung - ein Traumergebnis.
Ob sich auch ihr nächster Traum - eine stabile rot-grüne Landesregierung - erfüllt, ist noch offen. Auf der Zielgeraden des Wahlkampfs verfügen SPD und Grüne in den meisten Umfragen nur über eine knappe Mehrheit. Dass die Sozialdemokraten erneut auf der Regierungsbank landen, ist den Umfragen zufolge zwar sehr wahrscheinlich - wer allerdings neben der erfolgsverwöhnten Mülheimerin Platz nehmen wird, bleibt abzuwarten.(dapd)