Essen. Mit breiter Brust und siegessicher steuern die SPD und die Grünen auf die NRW-Landtagswahl zu. Auf ihren Parteitagen feierten sich die SPD und die Grünen selbst. Dabei ist trotz klarer Umfragen noch nichts sicher. In einem Sechs-Parteien-Parlament würde die Mehrheitsbildung schwierig. Ein Kommentar.

Sechs Wochen vor der NRW-Landtagswahl präsentiert sich Rot-Grün mit breiter Brust und berstender Siegeszuversicht. Die Frontfrauen Kraft und Löhrmann ernten fast 100-prozentige Zustimmung, die Parteien feiern sich selbst. SPD und Grüne segeln in den Umfragen auf Regierungskurs. Aber soviel ist sicher: sicher ist noch nichts. Ziehen drei, vier, fünf oder gar sechs Parteien in den neuen Landtag ein? In einem Sechs-Parteien-Parlament würde die Mehrheitsbildung schwierig. Überraschungen bleiben möglich.

Hat die rot-grüne Euphorie eine realistische Perspektive, basiert die gute Stimmung der taumelnden Liberalen auf dem Prinzip Hoffnung. In der Not sammelt sich die FDP hinter ihrem letzten Schwergewicht. Die Basis träumt vom Lindner-Wunder. Und der smarte Jungstar hat durchaus Chancen, vom Berliner Führungschaos enttäuschte Anhänger zurück zu gewinnen und erfolgreich im Lager der CDU zu wildern.

Harter Sparkurs oder mehr Vorsorgepolitik auf Pump

Die SPD plant einen Gute-Laune-Wahlkampf und setzt auf die hohen Sympathiewerte und den Fürsorgekurs ihrer Spitzenkandidatin Kraft. Andere Parteien müssen fürchten, dass kritische Inhalte und unpopuläre Konzepte in der Flut der bunten Bilder untergehen. Die Wahl aber wird zur Richtungsentscheidung über den künftigen Kurs in NRW: Harter Sparkurs oder mehr Vorsorgepolitik auf Pump.

Als einzige Partei in NRW hält die FDP im Wahlkampf weiter an Studiengebühren fest. Die anderen Parteien lehnen Studiengebühren ab. Das Beispiel zeigt, es gibt die inhaltlichen Alternativen im Wahlkampf. Höchste Zeit, dass in NRW diskutiert wird, was die Parteien nach einem Wahlsieg planen. Bunte Bilder helfen in der Politik wenig.