Witten. Böse Bescherung in der Dorfschänke in Witten-Rüdinghausen: Einer der Verantwortlichen soll 50.000 bis 60.000 Euro seiner Sparclub-Kameraden unterschlagen haben. Die Rede ist von 60 bis 80 Geschädigten. Reden mag (fast) niemand, die Nerven liegen blank.
BVB-Wimpelkette hängt tief durch über dem Tresen, so wie die Handvoll Gäste an diesem Montagmittag in der Dorfschänke Rüdinghausen. Dass die Stimmung an der Theke so schlecht ist, hat nichts mit der letzten Pleite der Borussia zu tun. Das gesamte Geld aus dem Sparclub ist weg. Die Rede ist von 60 bis 80 Geschädigten und 50 bis 60 000 Euro.
Reden will hier aber niemand. Die Betreiberin der Dorfschänke in dem kleinen Stadtteil an der Grenze zu Dortmund sagt nichts für die Öffentlichkeit, holt schnell ein paar Gäste rein und schließt die Tür ihres Ladens von innen zu. Dass der Aushang neben der Tür fotografiert wird, passt Bastian Kosch nicht, der zu Jahresbeginn als neuer Wirt vorgestellt wurde. Er reisst die Tür wieder auf und brüllt: „Vom Hof runter!“ Die Nerven liegen blank in der letzten Kneipe von Rüdinghausen (0,2 Liter Veltins 1,20 Euro). Für jeden Kneipier, so unbeteiligt er auch sein mag, ist eine Unterschlagung in seinem Haus eine Katastrophe.
Anzeige erstattet
„Am 8. Dezember geschlossen“, steht auf dem Aushang. Am Tag zuvor verlor nicht nur der BVB sein Heimspiel gegen Bayer, sondern die geladene Mitgliedschaft des Sparclubs ihre Einlagen, zumindest vorerst. Anzeige wurde erstattet, aber die Polizei möchte aus „ermittlungstechnischen Gründen“ bis Mittwoch nichts mehr sagen.
Und so soll es sich nach Angaben aus dem Umfeld zugetragen haben: Nach dem Abheben der Summe von der Bank durch zwei Vereinsmitglieder – die zur Sicherheit übliche Vorgehensweise bei Sparvereien – habe der eine den anderen „belabert". Er werde sich bis zum Tag der Feier um die Aufbewahrung des Geldes kümmern.
Nur noch Geldreste da
Am Feier-Tag musste er dann jedoch eingestehen: Es ist nichts mehr da. Die sofort in die Pinte an der Kreisstraße gerufene Polizei soll bei dem Übeltäter dann noch geringe Reste des Geldes gefunden haben. Außerdem habe er vor der unfeierlichen Stunde am Samstag in Rüdinghausen Geldbriefe verteilt, möglichweise an verhinderte Clubmitglieder.
Das zurzeit von allen Seiten so beredet Namen und Details geschwiegen wird, könnte einen Grund haben. Der im Stadtteil allseits bekannte Täter erhält möglicherweise eine Frist gesetzt, seine Schuld zu begleichen.
Der Verlauf eines ähnlichen Fall aus dem Ruhrgebiet könnte den Wittenern Hoffnung geben. Wirt Winfried B. von der Kneipe Rialto hatte sich 2012 pünktlich zum ersten Dezember mit 43 298 Euro aus dem Essener Staub gemacht. Noch vor Silvester stellte er sich, und im Januar hatten alle 98 Sparclub-Füchse ihr Geld zurück. Und Prost.