Witten. . Eine Osterfreude der besonderen Art: Die von einer Bochumer Wiese geretteten Lämmer gedeihen prächtig. Auf dem Trantenrother Hof in Witten kümmert sich die 19-jährige Sophia um die ehemals verwahrlosten Tiere. Vor allem eins der Lämmchen ist überaus zutraulich.
Wenn Sophia Nagel mit dem Kraftfutter auftaucht, dann sind die neun Kamerunschafe und ihre sechs Lämmer nicht zu halten. „Mäh“, schallt es der 19-Jährigen mehrstimmig entgegen. Und der wenige Wochen alte Nachwuchs macht vor Freude kleine Luftsprünge. „Denen geht’s super“, sagt Sophia. Und man glaubt kaum, dass es sich bei den Tieren um jene armen Kreaturen handelt, die am 7. März völlig abgemagert auf einer Wiese in Bochum entdeckt und von den Betreibern des Trantenrother Hofs in Pflege genommen worden waren (wir berichteten).
Vor allem eins der Lämmchen ist überaus zutraulich, springt an den menschlichen Besuchern hoch und fühlt sich auf Sophias Arm ausgesprochen wohl. „Das ist unser Flaschenkind“, erzählt die Tochter des Landwirts. „Baby“, wie sie es genannt hat, ist das jüngste der sechs Lämmer. Es wurde von seiner Mutter nicht angenommen, durfte statt dessen in den ersten Nächten mit in die Wohnung und wurde per Flasche gefüttert. „Das war fast so anstrengend wie bei einem richtigen Kind“, erinnert sich Sophia.
Eigener Hof ist zu existenzgefährdend
Sie verbringt nach dem Abi ein Jahr auf dem Hof, will dann Physik studieren. „Ich bin naturwissenschaftlich interessiert und das Fach hat mir in der Schule immer Spaß gemacht“, erklärt die junge Frau, die keines ihrer Hobbys – Kunst und Musik – zum Beruf machen will. Und auch nicht hauptberuflich im landwirtschaftlichen Bereich arbeiten möchte: „Das ist mir zu existenzgefährdend.“ Trotzdem werde sie dem Bio-Hof immer verbunden bleiben.
Derzeit hilft Sophia z.B. im Hofladen und kümmert sich um den unerwarteten tierischen Zuwachs, zu dem auch noch ein Pony gehört. Zehn Lämmer wurden nach der Rettung auf dem Hof geboren. Vier haben nicht überlebt. Was aber nicht unbedingt am bis dahin schlechten Zustand der Mutterschafe liegen müsse: „Zehn bis 20 Prozent Verlust gibt es bei Schafen immer“, weiß Sophia. Auch „Babys“ Zwillingsbruder hat es nicht geschafft. „Die Mutter hat ihre Kinder nicht mal abgeleckt. Vielleicht, um sich selbst zu schützen.“
Schlimme Zeit
Schließlich hatte sie offensichtlich eine schlimme Zeit hinter sich – ohne ausreichendes Futter und Pflege. Inzwischen aber haben sich die Schafe ein Bäuchlein angefressen. „Die haben ja was nachzuholen“, sagt Sophia. Zweimal am Tag kriegen sie Kraftfutter, Heu gibt es in Hülle und Fülle, und wenn sie an sonnigen Tagen nach draußen dürfen, knabbern alle fleißig am Grün.
Die Schafe, die wie eine Herde stets dicht zusammen bleiben, lieben es, wenn sie die Aufmerksamkeit des Menschen bekommen. Da passt es gut, dass ständig auch Kunden einen Blick auf die geretteten Tiere werfen wollen. Und dann ganz begeistert von den lustig hüpfenden Lämmchen sind.