Witten. . Kann man schwarzen Kulten entsagen? Ein Gespräch mit der Wittener Aussteigerberaterin Silvia Eilhardt.
Ihr Verbrechen erschütterte vor elf Jahren ganz Deutschland: Daniel und Manuela R. töteten damals in ihrer Wohnung in der Wittener Innenstadt den 33-jährigen Frank H. mit 66 Messerstichen und Hammerschlägen – im Namen des Teufels, wie sie vor Gericht aussagten. Daniel R. bittet nun um vorzeitige Entlassung aus der Haft. Er habe mit dem Satanismus abgeschlossen.
Doch kann man mit dem schwarzen Kult brechen?
Grundsätzlich ja, sagt die Wittener Aussteigerberatung und Satanismus-Expertin Silvia Eilhardt. Aber es hänge davon ab, wie tief der Betroffene in der schwarzen Ideologie verstrickt gewesen sei. Und auch davon, ob er erfahrene Hilfe beim Ausstieg bekomme.
Denn es sei natürlich ein himmelweiter Unterschied, ob Jugendliche in ihrer Selbstfindungsphase eine Zeitlang mit Gläserrücken und nächtlichen Treffen auf dem Friedhof experimentierten oder ob es in straff organisierten Kulten über Jahre zu Selbstverletzungen, Tieropferungen oder sogar ritueller Gewalt komme. Opfer dieser brutaler Riten hätten ihr Leben lang mit den Folgen der körperlichen und seelischen Misshandlungen zu kämpfen.
Wie auch eine junge Frau, die Silvia Eilhardt seit einiger Zeit begleitet. Ihr Vater habe sie eines Tages, als die Mutter nicht zuhause war, in ein weißes Kleid gesteckt und sie in den Keller geführt, hat sie in einem erschütternden Brief aufgeschrieben. Im Keller hätten sie schon singende Menschen erwartet. Ihr Vater hätte sie unter Wasser getaucht, bis sie fast ertrunken wäre. Dann habe er sie nackt auf eine Art Altar gelegt, wo sie jeder angefasst und viele auch vergewaltigt hätten, erzählt diese Frau weiter. Dieser Albtraum wiederholte sich. Und wie so viele Kinder, die so eine unfassbare Gewalt erleben mussten, hat sie eine andere Persönlichkeit entwickelt. „Ich weiß, wer ich bin“, schreibt sie. „Aber im Keller war ich Lou.“
Eine andere Frau hat den Horror, den sie in einem satanistischen Kult erleben musste, gemalt. Auf einem Bild wird ein komplett in dicken Stoffbahnen eingewickelter Mensch von einer nicht enden wollten Reihe Kuttenträger getreten, bis er blutet.
"Viele unterschreiben eine Art Vertrag mit Satan"
„Beim Satanismus geht es viel um Abhängigkeit und Angst“, weiß Eilhardt. Viele unterschrieben eine Art Vertrag mit Satan mit ihrem Blut, um der Kirche und der Gesellschaft abzuschwören. Viele entwickelten aber auch ein Machtgefühl, weil sie ‘auserwählt’ worden seien. Viele könnten sich lösen, sobald sie ihren Platz im Leben gefunden hätten. Bei manchen aber komme es in Zirkeln, in denen der Kult intensiv praktiziert werde, irgendwann zu einem Realitätsverlust. „Satanismus ist kein Kuschelkurs.“