Witten. . Es ist ein Tag, der Ulrich S. noch immer den Schweiß auf die Stirn treibt. Als er Geld von einem Automaten abholen will, stiehlt ihm ein Duo 500 Euro. „Dass mir so etwas passiert, hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Überlistet und ausgeraubt am helllichten Tag. Und das von Kindern.
Es ist ein Tag, der Ulrich S. noch immer den Schweiß auf die Stirn treibt. Als er Geld von einem Automaten abholen will, stiehlt ihm ein Duo 500 Euro. „Dass mir so etwas passiert, hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Überlistet und ausgeraubt am helllichten Tag. Und das von Kindern.
Es war eine Masche, die die Polizei seit Monaten in Alarmbereitschaft versetzt: der „Klemmbrett-Trick“. Ulrich S. erinnert sich noch genau an den Moment, als man ihm von hinten plötzlich zwei Bretter vors Gesicht hielt. „Eins kam von links, eins von rechts.“ S. stand gerade am Geldautomaten der Deutschen Bank an der Annenstraße. Dort gibt es einen Selbstbedienungsbereich. Heißt: keine helfenden Bankmitarbeiter, keine Kameras, kein Spiegel für den Blick in den Rücken. Nur zwei Automaten zum Geldabheben und für Kontoauszüge. „Ich war total erschrocken und schlug die Bretter sofort weg.“ Es folgte der nächste Schock.
Es waren zwei Kinder, ein Junge, ein Mädchen, die ihn überraschten. „Sie waren vielleicht 13 Jahre alt.“ Nur ein schlechter Scherz? Drei Tage später berichtet ihm die Bank, dass es keiner war. Auf seinem Konto fehlten 500 Euro. Ob S. das Geld als Kunde einer anderen Bank zurückbekommt, ist noch offen.
Kinder fingen an zu schreien
So langsam wurde klar, was da eigentlich passiert war. „Als sie mir die Klemmbretter vors Gesicht hielten, war ich kurz abgelenkt“, sagt der Wittener. „Dann hatte eines der beiden Kinder auf den 500-Euro-Knopf am Automaten gedrückt.“ Seine Pin-Nummer hatte er schon längst eingegeben. Dass so viel Geld ausgezahlt wurde, hatte der gelernte Ingenieur gar nicht bemerkt. Aus gutem Grund.
„Als ich die Bretter aus dem Gesicht schlug, fingen die beiden Kinder laut an zu schreien“, erinnert sich Ulrich S. Das typische Rattern des Automaten beim Geldzählen, „ich hörte es nicht“. Dem Jungen habe er im Eifer des Gefechts eine gepfeffert. In dieser Zeit, vermutet der Wittener, habe das Mädchen kurz seine Karte aus dem Automaten gezogen, damit das Geld ausgezahlt wird, und dann beherzt zugegriffen. Die 500 Euro – sie waren so schnell weg wie die Kinder.
Sie seien in Richtung KiK geflüchtet, erinnert sich der Rentner. „Ich vermute, dass sie jemand losschickt.“ Es habe sich um „Zigeunerkinder in billiger Straßenkleidung“ gehandelt. Die Beobachtungen decken sich mit den Angaben der Polizei. Sie hat schon seit Monaten mit diesen und ähnlichen Taten zu tun.
„Der Trick mit dem Klemmbrett begegnet uns in diesem Jahr besonders oft“, stellt Polizeisprecher Guido Meng fest. Mal würden die Verbrecher um eine Spende bitten, mal um die Übersetzung einer Nachricht auf dem Brett. Jemand anderes hole das Portmonee aus der Tasche. In anderen Fällen ist es die Geldautomaten-Masche wie bei Ulrich S. Immer wieder geht es um eins: Ablenkung.
Deutsche Bank will Sicherheit verbessern
„Bei den Tätern handelt es sich meist um Südosteuropäer, die keinen festen Wohnsitz in Deutschland haben“, sagt Guido Meng. Die Kinder würden zum Rauben vorgeschickt. Die Krux: Bis 13 Jahre können sie rechtlich keine Straftaten begehen.
Dass Ulrich S. so leicht überlistet werden konnte, liegt seiner Meinung nach an der mangelnden Sicherheitsausstattung der Bank. „Wenn es einen Spiegel gäbe, könnte man sehen, wenn sich jemand von hinten nähert.“ Es ist wohl nicht das einzige Problem: In dem Selbstbedienungsbereich an der Annenstraße soll es auch keine Kamera geben – obwohl ein Aufkleber potenzielle Einbrecher vor Videoüberwachung warnt. Das Schild nur als Abschreckung?
Die Deutsche Bank wollte das auf Anfrage nicht kommentieren. Nur so viel: „Wir werden die Sicherheit an der Annenstraße erhöhen“, sagte eine Sprecherin. Das scheint nötig zu sein: Nach Informationen unserer Zeitung gab es alleine vergangene Woche fünf Überfälle mit derselben Masche an der Annenstraße auf Bankkunden.
Die Geschichte von Ulrich S. - vielleicht kann sie andere warnen.
INFO
Geldabheben abbrechen: Beim Verdacht, am Geldautomaten von Fremden angesprochen zu werden, sollte der Abbruch-Knopf gedrückt werden.
Keine Gespräche eingehen: Aufpassen sollten Passanten bei Personen mit Klemmbrett in der Hand. Man sollte kein Gespräch eingehen und sein Portmonee nicht hervorholen.
Polizei alarmieren: Wenn sich jemand mit Klemmbrett verdächtig verhält, soll die Polizei alarmiert werden.