Witten. . Sie werden zur Zeit immer häufiger: Die jungen Trickbetrüger, die mit dem so genannten “Klemmbrett-Trick“ Passanten ums ihr Geld erleichtern. Hinter den Taten verbergen sich oft harte Kinder-Schicksale.
Allein in Witten gingen der Polizei im 1. Quartal insgesamt 23 Trickdiebe ins Netz. Oft geben sie sich selbst „mit großem schauspielerischem Talent“, so die Polizei, als behindert aus. 82 Prozent der Täter, hatte die Polizei festgestellt, waren Südosteuropäer; vorrangig junge Mädchen.
Nehmen wir als Beispiel einmal Anastasia (Name geändert). Sie ist 17, sieht aus wie 15 und gibt bei jeder Festnahme an, sie sei 13. Dann nämlich kommt sie erst mal in eine Jugendeinrichtung und ist von dort schneller wieder verschwunden, als sie hereingekommen ist. Anastasia stammt aus Plovdiv in Bulgarien und lebt in Dortmund. Von dort wird sie von ihren Hintermännern tagtäglich durchs Ruhrgebiet gekarrt, heute Witten, gestern Herne, morgen Essen.
Wahl zwischen Stehlen und Verprügelt werden
Weigern sie sich, setzt es Schläge. Wenn Anastasia die Wahl hat, sich entweder gnadenlos verprügeln zu lassen oder mit dem Klemmbrett-Trick beispielsweise über den Supermarkt-Parkplatz Drei Könige in Heven zu stromern und den Leuten teure Handys oder Bargeld zu stehlen, entscheidet sie sich für letzteres.
„Wir haben Aussagen, dass Eltern ihre Kinder durch Schläge dazu zwingen“, sagen Oberstaatsanwalt Dr. Christian Kuhnert und Leitender Kriminaldirektor Andreas Dickel. „Wir wissen, dass es junge Trickdiebe, heranwachsende Fahrer und erwachsene Bandenchefs gibt.“ Die sitzen in ihren Autos und lassen die Jugendlichen das schmutzige Geschäft für sie erledigen.
Polizeisprecher Volker Schütte rät zur Wachsamkeit, falls man von jungen Menschen mit Klemmbrett angesprochen wird - etwa an Geldautomaten. Das Klemmbrett soll die Sicht verdecken, während ein zweiter Täter in die Tasche greift oder an den Betrag, den man abheben will, schnell eine Null anhängt und das überzählige Geld flink einsteckt. „Der Schaden, der verursacht wird, ist hoch.“