Witten. . Er wird mit Lob überschüttet, wie das so ist, wenn man geht. Doch auch bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand vergisst Manfred Müller, seit 2004 Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Witten, nicht die bittersten Momente seiner Amtszeit.

„Das Schlimmste war der Niedergang von Vogt electronics“, sagt der bescheiden wirkende Mann, den man künftig noch öfter auf dem Fahrrad an der Ruhr antreffen dürfte. Damals ging beim Nachfolgeunternehmen Wittronic buchstäblich das Licht aus, ein unwürdiger Moment für alle Beschäftigten. „Das hinterlässt Narben“, sagt der frühere Maschinenschlosser, der nach 19 hauptamtlichen Jahren bei der IG Metall in Witten nun mit 61 in den passiven Teil der Altersteilzeit wechselt.

„Du sieht noch so fit und sportlich aus. Ich habe den Eindruck, du könntest noch 20 Jahre weiterarbeiten“, sagt Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Damit sorgt sie für viel Gelächter unter den zahlreich versammelten Betriebsräten. Auch NRW- Bezirksleiter Oliver Burkhardt greift den Satz auf. „Ich hab’ noch gar nicht gehört, dass die SPD jetzt die Rente mit 80 fordert.“

Wieder Gelächter, die Stimmung ist gelöst an diesem Morgen im Gewerkschaftshaus. Den meisten Betrieben geht es gut und Manfred Müller wünschte sich wohl, es wäre immer so gewesen. Vogt Electronics war nicht die einzige Pleite, die ihm an die Nieren ging. Unvergessen der Arbeitskampf beim Automobilzulieferer Galladé. „Das Ende kam mit den Italienern. Man kann mit Worten kaum beschreiben, was die Belegschaft gelitten hat.“ Immerhin, das Nachfolgeunternehmen PZW kann heute wieder um die 100 Jobs vorweisen.

Wickmann und Stana waren weitere Betriebe, die „verloren gingen“, erinnert sich Müller. Dem es trotzdem gelang, in acht Jahren 2500 neue Mitglieder zu gewinnen, bei gleichzeitig 2600 Verlusten. Doch in Zeiten, wo unzählige Industriearbeitsplätze auch in Witten abgebaut wurden, ist das ein Erfolg.

Müller sei es gelungen, die Verwaltungsstelle Witten auf einen guten Kurs zu bringen, sagt Oliver Burkhardt. Er lobt das Durchhaltevermögen des Ex-Ringers. Und sagt dann noch einen schönen Satz: „Bei dem Kerl weiß man immer, woran man ist.“