Witten. IG Metall-Geschäftsführer Manfred Müller sieht Wittener Unternehmen gut aufgestellt, um durch Krisenzeiten zu kommen. Bei der Übernahme von Azubis sieht er dagegen großen Nachholbedarf.
Sie haben einige langjährige Mitglieder geehrt. Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?
Ich bin zufrieden. Natürlich geht auch an einer Gewerkschaft eine alternde Gesellschaft nicht spurlos vorbei. Doch zurzeit haben wir rund 8000 Mitglieder in Witten. Darauf können wir stolz sein. Besonders erfreulich ist, dass 90 Prozent der neuen Azubis in der Stahl- und Elektrobranche in die IG Metall eintreten. Sie sehen: Da kümmert sich einer.
Was will die IG Metall für die jungen Leute erreichen?
Besonders eine unbefristete Übernahme durch den Arbeitgeber. Sie muss zur Regel werden. Im Moment werden viele nicht übernommen und dann über eine Leiharbeitsfirma wieder billig eingestellt. Außerdem muss die Ausbildungszeit flexibler werden. Junge Leute, die die Lehre nicht in drei Jahren schaffen, dürfen nicht einfach durchrasseln. Da muss es mehr Förderung geben. Die Jugendlichen dürfen nicht auf der Strecke bleiben.
Wie ist es mit den Arbeitsbedingungen in Wittener Unternehmen bestellt?
Da finden wir anständige Bedingungen vor. Die Betriebe nehmen die Arbeitssicherheit ernst, auch in Sachen Arbeitsgesundheit machen sie ihre Hausaufgaben.
Ist die Wittener Wirtschaft schon aus der Krise raus?
Die Auftragslage der Unternehmen geht zwar leicht zurück, aber insgesamt ist die Beschäftigungslage gut. Das Glück der Maschinenbauer und der Autozulieferer ist, dass sie noch viele Aufträge in der Hinterhand haben, zum Teil sogar für die nächsten zwölf Monate. Da zahlt es sich aus, dass die Firmen in den besseren Zeiten nicht alle Aufträge abarbeiten konnten.
Ein Blick in die Zukunft: Ist Witten da gut aufgestellt?
Die Wittener Wirtschaft bietet einen gesunden Mix. Es gibt das Edelstahlwerk, das sich gut spezialisiert hat. Davon können andere Städte träumen. Aber da gibt es eben auch viele Unternehmen in anderen Bereichen: Schmieden, Autozulieferer, Elektrounternehmen. Wenn die gesamte Wirtschaft an einem großen Unternehmen hängen würde, bräche das Kartenhaus viel schneller ein.