Witten. . Dem mutmaßlichen Handtaschendieb aus Witten droht eine harte Strafe.

Die Staatsanwaltschaft forderte am Dienstag vor dem Bochumer Landgericht sechs Jahre Haft für den 35-Jährigen. Der bereits mehrfach wegen Raub und Körperverletzung vorbestrafte Mann hatte am Montag eingeräumt, zwischen Januar und Mai dieses Jahres mehrere Überfälle auf Senioren begangen zu haben. Wegen seiner Drogensucht hält ihn ein Gutachter für vermindert schuldfähig.

Einige der Opfer schilderten am Dienstag vor Gericht, wie heimtückisch sie beraubt wurden. Nicht das verlorene Geld wiegt für sie am schlimmsten, sondern es sind die körperlichen und seelischen Wunden - schwere Folgen einer Überfallserie, die auch die Höhe des Urteils beeinflussen dürften. Es soll am nächsten Montag gefällt werden.

Eine gebrochene Hüfte, ein Trümmerbruch im Arm: Die Erinnerungen an den Tag, als ihr der Angeklagte die Handtasche aus den Armen und sie zu Boden riss, sind für eine 72-Jährige noch frisch. Ein bis zwei Jahre bräuchten die Verletzungen noch, um zu verheilen, zitiert sie ihre Ärzte. Und nicht nur das: „Ich habe so viele Schmerzmittel genommen, dass meine Niere nicht mehr richtig arbeitet.“

Eine 59-jährige Raumpflegerin hat noch heute Panik. Die Wittenerin war gerade auf dem Weg nach Hause, als sie an der Pferdebachstraße in Höhe des Ev. Krankenhauses böse überrascht wurde. Von hinten habe ihr der Angeklagte auf die Schulter getippt. „Als ich mich umdrehte, war meine Tasche schon weg“, sagte das Überfallopfer vor Gericht. Der Handtaschendieb flüchtete mit der Beute über den Schwesternfriedhof wie offenbar in anderen Fällen auch. „Ich war geschockt. Das Angstgefühl geht nicht mehr raus“, erklärte die Frau.

Ähnlich verhielt es sich bei einer 82-Jährigen. Sie war mit dem Kopf auf eine Bordsteinkante gestürzt, als der Angeklagte sie überfiel. Noch immer leide sie unter starken Kopfschmerzen, so die Rentnerin. Und unter Angst: „Im Dunkeln traue ich mich nicht mehr vor die Tür.“ Ihren Hilferufen war es zu verdanken, dass im Mai ein 19-Jähriger auf den flüchtenden Handtaschendieb aufmerksam wurde. Der junge Wittener riss den Räuber zu Boden und hielt ihn fest, bis die Polizei eintraf. Gegen den 100-Kilo-Mann hatte der nur halb so schwere 35-Jährige keine Chance.