Witten. .
Aufgrund einer ganzen Latte von Diebstählen musste ein 29-Jähriger im Dezember 2010 den Gang ins Gefängnis antreten. Wovon das Wittener Amtsgericht damals nichts wusste: Der Angeklagte hatte bereits zwei Tage zuvor zugeschlagen.
Diesmal nicht nur in einem Drogeriemarkt in der City, sondern wohl auch gegen Polizeibeamte. Gestern hieß es deshalb: Raus aus dem Bochumer Gefängnis, wieder rein in den Wittener Gerichtssaal.
Dort erklärte der Angeklagte seine ungewöhnliche Beute: Er hatte es stets auf Damenparfüm abgesehen. „Lässt sich gut verkaufen“, begründete der Langfinger. Von dem Geld habe er sich Heroin besorgt. Rund 900 Euro im Monat kostete ihn die Sucht, die Diebstähle immerhin die Freiheit.
Mit einer Kappe auf dem Kopf und einem Messer in der Tasche betrat er die Drogeriemärkte. Auch am 6. Dezember 2010. Damals ging noch alles reibungslos über die Bühne. Womit der Dieb allerdings nicht rechnete waren Überwachungskameras an der Decke und das gute Gedächtnis der Drogerie-Mitarbeiter.
Denn der Wittener war nicht das erste Mal „zu Gast“. Und so viele Kappenträger, die sich für Damenparfüm interessieren und sich mit einem Messer an den Etiketten zu schaffen machen gibt es nicht. Also alarmierte man die Polizei. Noch am selben Tag suchten zwei Beamte das Geschäft auf. Dass ihnen ein alter Bekannter in die Arme laufen sollte, hätten sie wohl nicht gedacht.
Der 29-Jährige versuchte sein Glück ein zweites Mal. Als ihn die Beamten zur Rede stellen wollten, ergriff er die Flucht. Laut Anklage soll der Wittener um sich geschlagen und getreten haben. Ergebnis für die Ordnungshüter: Ein blaues Auge und eine Wunde an der Hand. Der Angeklagte bestritt diese Vorwürfe.
Aufklärung sollte es keine mehr geben. Das Gericht stellte das Verfahren ein. Einen Gefängnisaufenthalt bis März 2013 habe der Langfinger schließlich noch vor der Brust – das sei Strafe genug.