Witten. . Monatelang hatte ein Handtaschendieb in Witten sein Unwesen getrieben. Seit Montag (21.11.) steht der mutmaßliche Täter vor dem Bochumer Landgericht. Der 35-Jährige legte ein umfassendes Geständnis ab.
Die Zeit der Ungewissheit für viele Senioren scheint vorbei. Monatelang hatte ein Handtaschendieb in Witten sein Unwesen getrieben. Seit Montag steht der mutmaßliche Täter vor dem Bochumer Landgericht. Der 35-Jährige legte ein umfassendes Geständnis ab.
Es ist ein kleiner, schlaksiger Mann mit Ziegenbart, der auf der Anklagebank sitzt. Niemand, dem man brutale Überfälle auf alte Leute zutrauen würde. Doch der Schein trügt. Sechsmal hatte sich der Mann, das räumt er ein, auf Senioren gestürzt und ihnen die Handtasche aus den Armen gerissen. Immer am helllichten Tage, immer für ein paar Euro.
Es war Mitte Januar dieses Jahres als der Handtaschendieb erstmals zuschlug. Ein 73-jähriger Rentner bewegt sich mit seinem Rollator vorsichtig durch den Schnee. Ein junger Mann geht an ihm vorbei, bleibt stehen, greift in den Korb der Gehhilfe und rennt mit der Tasche davon. Die Beute: 120 Euro und eine Kreditkarte. Die Vorwürfe der Bochumer Staatsanwaltschaft, er habe den Senior rücksichtslos an die Wand eines Hauses gestoßen, wies der Angeklagte vor Gericht zurück. „Ich habe den Mann nie angefasst.“
Eigentlich sollte der 73-Jährige heute zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Er ist jedoch mittlerweile verstorben. Ein anderes Opfer kann ebenfalls nicht aussagen: Die Rentnerin leidet an Demenz. Andere Geschädigte sollen zum Tathergang noch befragt werden.
Im März hatte es der 35-Jährige auf drei Senioren abgesehen. Mal lauerte er ihnen unter der Brücke an der Pferdebachstraße auf, mal in der Innenstadt in der Konrad-Adenauer-Straße. Die Masche war immer dieselbe: Unauffällig näherte sich der Wittener seinen Opfern, griff an die Taschen und rüttelte so lange bis er mit der Beute flüchtete. In einem Fall stürzte eine 72-Jährige zu Boden und erlitt einen Splitterbruch im Arm. Und das für 15 Euro. „Das ist armselig, ich weiß“, sagte der Angeklagte vor Gericht.
Ausgerechnet das älteste Opfer sorgte im Mai dafür, dass der 35-Jährige nach seiner Raub-Serie gefasst werden konnte. Als die 82-Jährige am Tannenberg überfallen wurde, hielt sie beharrlich an ihrer Handtasche fest. Dabei fiel sie mit dem Kopf auf den Boden und erlitt eine Platzwunde. Der Angeklagte flüchtete. Ein Mann, der darauf aufmerksam wurde, stellte den Wittener und stieß ihn zu Boden.
INFO
Der Angeklagte gab als Grund für die Taten seine Drogenabhängigkeit an. Das Geld, das in den Handtaschen der Senioren war, habe er behalten, die Kreditkarten einer noch unbekannten Frau übergeben. Bei ihr habe er sich Drogen beschafft, so der 35-Jährige vor Gericht. Morgen (22.11.) soll ein Gutachter erklären, in welchem Zustand er sich bei seinen Taten befand.