Witten. .

Rund 50 Kilo - die nimmt man nicht so auf die leichte Schulter. Muss Ilona Mihm zum Glück auch nicht: Denn die Postbotin ist mit dem Fahrrad unterwegs.

Zuständig ist die 45-Jährige für rund 1000 Haushalte in der Innenstadt. Ihr Rad belädt sie an der Konrad-Adenauer-Straße unweit der ehemaligen Feuerwache, wo die Deutsche Post einen Raum angemietet hat. Es sind tatsächlich rund 50 Kilo Post, die sie in ihre Packtaschen sortiert. Wenn sie die ausgefahren hat, geht’s zum nächstgelegenen Ablagekasten in der Bahnhofstraße. Dort wird wieder eingeladen und durchgestartet zur nächsten Runde.

„Anfangs war ich noch mit einem Zustellwagen auf Rollen unterwegs, den ich durch die Straßen geschoben habe. Aber das war wegen der vielen Hin- und Herwege viel zu umständlich“, erinnert sich Ilona Mihm. Außerdem musste sie bei diesem Wagen die Bremsen häufiger nachziehen. „Deshalb hatte ich auch einen Imbusschlüssel dabei.“

Hieß es also da noch „selbst ist die Frau“, gehören diese Probleme inzwischen längst der Vergangenheit an. Seit vier Jahren ist Ilona Mihm bei der Post beschäftigt, seit dreieinhalb ist sie inzwischen beruflich mit dem Rad unterwegs.

Sie ist eine von 30 Mitarbeiterinnen des Unternehmens, die mit dem Drahtesel im Zentrum, in Bommern, Heven und Herbede die Post ausfahren. „Ich kenne keine Kollegen, die sich dabei unsicher fühlen. Auch weiter draußen nicht in Bommern, wo die Radwege eher spärlich gesät sind“, meint die 45-Jährige.

Sie selbst schiebt ihr Rad häufig, weil das Fahren zum Beispiel in den Fußgängerbereichen der Innenstadt verboten ist. Mihm: „Auf der Bahnhofstraße dürfen Räder nur in der Mitte fahren. Da muss man besonders aufpassen, nicht rechts und links in die Straßenbahnschienen zu kommen und zu stürzen.“

Von 30 Drahteseln, die bei den Boten der Deutschen Post in Witten zum Einsatz kommen, sind 20 Elektro-Fahrräder. „Denn Witten ist ziemlich bergig. Und so fallen den Kollegen Steigungen wie die Alte Straße in Bommern oder der Kohlensiepen, der einem mit dem normalen Drahtesel unendlich lang erscheint, nicht so schwer“, findet die radelnde Botin.

Die Postboten fahren bereits Elektroräder der dritten Generation. Die Technik habe sich gegenüber den anfänglichen E-Bikes deutlich verbessert: Denn die Rahmen seien anfangs nur bedingt belastbar gewesen und die Akkus für die Trittverstärkung hätten bei weitem nicht so lange gereicht wie die heutigen.

Privat setzt Ilona Mihm übrigens eher auf herkömmliche Drahtesel ohne Elektroantrieb: „Schon seit Kindheit fahre ich leidenschaftlich gern Rad“, meint die 45-Jährige, die in Dortmund-Hombruch wohnt. Zur Arbeit komme sie zwar nicht mit dem eigenen Rad. „Aber in meiner Freizeit bin ich viel damit unterwegs.“

Eine ihrer Lieblingsstrecken ist der Rheinische Esel. Den fährt sie von ihrer Heimatstadt aus bis zu seinem jetzigen Endpunkt an der Dortmunder Straße. Und von dort aus sucht sie sich ihren Weg durch die Innenstadt bis zur Ruhr. Mihm: „Das ist eine schöne Herausforderung.“