Witten. .

Alle Welt lobt den Ruhrtalradweg. Doch die wahren Abenteuer erleben Alltagsradler woanders - auf Wittens Straßen.

Wir machen den Test im Großraum Innenstadt, blicken aber auch in die Ortsteile. Achtung, den Helm nicht vergessen! Denn es ist nicht ungefährlich, an einem Dienstagnachmittag wie gestern durch die Stadt zu rollen. Natürlich gibt es Fahrradwege. Aber viele enden abrupt. Die Autos haben fast überall Vorfahrt. Rücksichtsnahme? Glückssache.

Unsere Fahrt beginnt dort, wo der Ruhrtalradweg an der Herbeder Straße zunächst einmal endet. Wir umfahren den Kreisel und kreuzen den Ruhrdeich. Geht alles prima. Überall, wo Straßen umgebaut oder Fahrbahndecken erneuert wurden, gibt es weiß markierte Radfahrstreifen. So auch auf dem sanierten Stück der Herbeder Straße. Wenn man dann aber am Kreisel der Sprockhöveler Straße rechts weiter in Richtung Zentrum fährt, wird’s haarig. Der Randstreifen geht nahtlos in die Schlaglochpiste über. Der Reporter flüchtet irgendwann auf den Bürgersteig. Hinten, wo das Kopfsteinpflaster vor der Unterführung zur Breite Straße beginnt, hätte er eh keine Chance gehabt.

Rechtsrum geht’s weiter in die Bergerstraße. Auch sie ist neu gemacht, ein Fahrradzeichen verheißt Gutes. Doch hier mündet der Radweg direkt in das Nadelöhr am Taxistand. Gut, dass der Sommer kein Sommer ist. Die Türen der Taxis stehen diesmal nicht sperrangelweit offen, das Reporterrad rollt so gerade über den schmalen Weg an den hellen Limousinen vorbei.

Weiter geht’s Richtung Saalbaukreisel. Der Radweg auf der Bergerstraße ist längst zuende. Wir passieren die ZOB-Baustelle. Ob hier demnächst ein Radstreifen vorbeiführt? Es ist zu hoffen, denn überholende Busse sind genauso unangenehm wie dicke Laster. Und davon gibt’s einige im Stadtgebiet, Wittens Ruf als Industriestadt sei Dank. Für Fahrradfahrer nicht ungefährlich. Gut, dass es an der Husemannstraße wieder einen Radweg gibt. Wirklich gut?

Der Weg verläuft - so wurde früher geplant - auf dem Bürgersteig. Nicht, dass sich unbedingt Fußgänger und Radfahrer in die Quere kämen. Jedenfalls sei das nicht das Problem, sagt der städtische Verkehrsplaner und passionierte Radfahrer Andreas Müller (58). Die ein- und ausfahrenden Autos aus Einfahrten und Querstraßen seien viel gefährlicher. Müller: „Nach heutigen Richtlinien baut man Radfahrstreifen nur noch auf der Fahrbahn.“

Wir überstehen den Fahrradweg an der Husemannstraße - laut Müller ein Unfallschwerpunkt - unbeschadet und stürzen uns in den Verkehr der Ardeystraße. Schnell links abbiegen in die Annenstraße, aber auch dort: kein weißer Streifen, kein rot gepflasterter Weg weit und breit. Erst an der Holzkampstraße werden wir erlöst.

Dort lotst uns ein Wegweisser auf den Rheinischen Esel. Durchatmen! Über die alte Bahntrasse strampelt der Reporter Richtung Zentrum. Am Burger King an der Dortmunder Straße ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Wir sind wieder mittendrin im Verkehr. Irgendwann gelingt es uns, die viel befahrene Straße zu überqueren. Es folgt ein bisschen Radweg, der sich aber spätestens auf der Ardeystraße wieder erledigt hat. Erst in Höhe des Marien-Hospitals fängt er wieder an, endet aber wenig später ebenso abrupt. Wir verlassen die Hauptroute und rollen über die Breite Straße zur Redaktion. Fazit: „Überlebt!“