Witten. .
Die Bochumer Staatsanwaltschaft lässt nach dem letzten Betreiber der Postagentur in Witten-Stockum fahnden. Der Mann soll die Postbank um 500 000 Euro geprellt haben.
Das Haus mit dem kleinen Ladenlokal ist so unscheinbar, dass man fast vorbeifährt. Und doch soll von hier, von der Postagentur an der Hörder Straße 330 in Stockum, einer der ganz großen Betrugsfälle gegen die Postbank ausgehen. Der letzte Betreiber steht unter dem Verdacht, das Unternehmen um 500 000 Euro erleichtert zu haben. Die Staatsanwaltschaft fahndet nach dem Mann.
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Die Agentur stand noch nie unter einem guten Stern. Als sie noch vom Stockumer Reisebüro betrieben wurde, gab es gleich drei Überfälle. Entsprechend schwer war es für die Post AG, im Herbst 2009 - nach der Kündigung des Reisebüros - einen neuen Agenturpartner zu finden. Um so dankbarer war der Konzern, als er im Dezember 2009 einen neuen Betreiber präsentieren konnte: einen Mann ausländischer Herkunft, zwischen 35 und 40, der sich später eine Textilreinigung als Untermieterin ins Ladenlokal holte. Doch offenbar ging es dem neuen Betreiber nicht um den Verkauf von Briefmarken.
Eine halbe Million Euro in einer einzigen Woche
Bestätigt sich der Verdacht der Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität gegen ihn, dürfte er sich einzig und allein für den Zugang zum Postbankgeschäft interessiert haben. Wie in vielen Postagenturen üblich, konnte Postbankkunden auch in Stockum Geld ein- und auszahlen.
Der Betreiber soll selbst vier Konten auf seinen Namen bzw. auf den Namen von Gesellschaften eröffnet haben, deren Geschäftsführer er war. Auf diesen Konten soll er fingierte Einzahlungen vorgenommen haben - Geld, das er in Wirklichkeit gar nicht hatte. Das er aber diesen Konten gutgeschrieben haben soll. Mit diesen Gutschriften soll es ihm gelungen sein, innerhalb einer einzigen Woche - zwischen dem 2. und 9. November - in Witten und anderen Postbankfilialen eine halbe Million Euro abzuheben.
Welche Beträge er jeweils kassierte, lässt die Postbank offen. Deren Sprecher Oliver Rittmaier erklärt: „Da die Konten des Täters durch die am Schalter der Partnerfiliale fingierten Einzahlungsbuchungen Deckung hatten, konnten Gelder in entsprechender Höhe zur Auszahlung kommen.“ Aber gibt es denn keine Prüfungen? Doch, die gebe es. Deshalb habe sich der mutmaßliche Täter - die Agentur ist seit dem 8. November dicht - nach der Tat kurzfristig abgesetzt. Unter Zeitdruck stand er vor allem, weil einmal pro Woche die eingezahlten Kundengelder in den Postagenturen abgeholt werden. Spätestens da wäre der Mann wohl aufgeflogen. Denn wie gesagt: Das Geld zu den Gutschriften gab es ja gar nicht.
Weltkonzern ausgetrickst
Gerüchten zufolge soll sich der Mann nach Dubai abgesetzt haben - was aber weder die Bochumer Staatsanwaltschaft noch die Polizei bisher bestätigt haben. Stockumer Bürger fragen sich unterdessen, wie sich die Postbank so „vorführen“ lassen konnte.
Fehlte es an Sicherheitsprüfungen? Dazu Sprecher Oliver Rittmaier: „Die Auswahl der Partner erfolgt durch die Deutsche Post AG. Leider ist nicht auszuschließen, dass sich Geschäftspartner trotz eingehender Prüfungen im Rahmen von Vertragsverhandlungen hin und wieder als Schwarze Schafe erweisen.“ Dieses Schaf hat womöglich einen Weltkonzern ausgetrickst.