Essen. .

Hoch hinaus wollten sie, jetzt sind sie tief gefallen. Die beiden Männer, die auf dem Dach des Hotels Arosa in Rüttenscheid ein exklusives Gastronomiekonzept verwirklichen wollten, wurden vom Landgericht wegen mehrfachen Betruges verurteilt.

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Von DerWesten

Der einschlägig vorbestrafte Daniel K. (32) soll nach dem Urteil der XV. Strafkammer wegen 17-fachen Betruges zwei Jahre und vier Monate ins Gefängnis. Eine Bewährung ist bei dieser Strafhöhe nicht mehr möglich. Seinem bislang nicht vorbelasteten Geschäftspartner Denis R. (31) will das Gericht den Aufenthalt in der Zelle ersparen. Es verurteilte ihn zwar wegen 20-fachen Betruges und Insolvenzverschleppung zu einem Jahr und acht Monaten Haft, setzte die Strafe aber zur Bewährung aus.

Mit mehreren Projekten auf der Rüttenscheider Straße hatten die beiden Angeklagten die Gastronomie in Essen bereichern wollen. Als ihre Umbaupläne scheiterten und sie pleite waren, beauftragten sie weiterhin Handwerker, die dann auf ihren Kosten sitzen blieben. Auch das Hotel Arosa sah keine Miete. Richter Volker Wrobel: „Als sie wussten, dass sie pleite waren, haben sie weitergemacht, um ihren Traum vom großen Stern am Essener Gastro-Himmel zu verwirklichen.“ Dass sie trotzdem Handwerkern Aufträge erteilten, ohne diese bezahlen zu können, war der Vorwurf, den das Gericht ihnen zwei Monate nach Prozessauftakt machte.

Dilettantische Ausführung der Bauarbeiten

Der Anklage von Staatsanwalt Marc Blomenkämper hatten die beiden Angeklagten und ihre Verteidiger Dirk Lindberg und Marc Grünenbaum anfangs noch widersprochen. Daniel K. zu Beginn des Verfahrens: „Wenn man Betrug so definiert, dass man jemanden vorsätzlich schädigt, dann war das kein Betrug.“

K. und R. hatten 2006 die „D & D Handels- und Veranstaltungs-GmbH“ gegründet und ein feines Gastronomiekonzept entworfen. Hoch oben auf dem Dach des Hotels Arosa sollte eine Dachterrasse mit dem Restaurant „Chin Chin“ entstehen. Ganz exklusiv, alles vom Feinsten. Nicht weniger schick die „Lounge“ im Keller des Hotels. Insgesamt 8000 Euro monatlich versprachen sie dem Besitzer des Hotels als Miete. Außerdem mieteten sie auf der Rüttenscheider Straße zwei weitere Geschäftsräume an, einen für ein italienisches Restaurant, einen für Büros.

Es funktionierte nur wenig. Das Gericht sprach von einer dilettantischen Ausführung der Bauarbeiten. Zum Sterben verurteilt war das Dachterrassenprojekt nach Ansicht der Kammer, als der Statiker Sicherungsmaßnahmen verlangte, um den Windverhältnissen in der Höhe zu trotzen. Knapp 150 000 Euro hätte das gekostet. Geld, das in der Kalkulation der Jung-Gastronomen fehlte. Eröffnet wurden die Dachterrassen nie.

„Das Hotel Arosa trifft kein Mitverschulden“

Von Seiten der Angeklagten geäußerte Kritik, das Hotel habe ihre Arbeit torpediert und so die Pleite herbeigeführt, widersprach das Gericht. Wrobel: „Das Hotel Arosa trifft kein Mitverschulden.“ Dass der Vermieter irgendwann die Lust am Projekt der Angeklagten verlor, erscheint nicht unverständlich. Durch die begonnenen Dacharbeiten tropfte irgendwann Wasser durch die Decke nach unten in den Frühstücksraum. Nach wenigen Wochen legte das Bauordnungsamt der Stadt die Baustelle im September 2007 wegen gravierender Baumängel still.

Das Gericht sah im Angeklagten Daniel K. die treibende Kraft, den Ideengeber des Projektes. So hatte K. sich selbst gesehen und im Prozess von seinem Mitangeklagten Denis R. abgegrenzt: „Denis hatte das Geld und wollte in die Gastronomie. Ich hatte kein Geld, aber dafür Ideen.“ An anderer Stelle führte Daniel K. dem Gericht noch einmal seine Rolle vor Augen: „Ich bin eher der Künstler. Uns beiden war klar, dass wir an die große Kohle kommen.“