Witten. .
Der Ein-Euro-Job soll dem Chaos des Arbeitslosenalltags etwas entgegensetzen - Regeln und Verpflichtungen. Insofern versteht Thomas Strauch, Geschäftsführer einer Beschäftigungs-Gesellschaft in Witten, die Kritik des Bundesrechnungshofs nicht.
Gut gelaunt steht David Keller (25) am Herd, hält den Kochlöffelstil ins Fett, um zu prüfen, wann es die richtige Temperatur hat, um die Schnitzel goldbraun zu brutzeln. David Keller ist Ein-Euro-Jobber bei der Wittener Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung mbH (Wabe) und hofft für 2011 auf eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Zweifel am Nutzen der Maßnahme versteht er nicht. Für ihn ist sie nach abgebrochener Kfz-Mechaniker-Ausbildung und Gelegenheitsjobs eine tolle Chance.
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Dass Ein-Euro-Jobber nur den Arbeitgebern nützen, wie es die jüngste Kritik des Bundesrechnungshofes vermuten lässt, kann auch Kellers Chef, Thomas Strauch, Geschäftsführer der Wabe nicht bestätigen. Zwar könne er unterschreiben, dass die Übergangsquote in den ersten Arbeitsmarkt problematisch sei. „Doch man muss sich auch fragen, für wen das gedacht ist. Der Ein-Euro-Job dient dazu, dem Chaos des Arbeitslosenalltags etwas entgegenzusetzen, in dem es oft keine Regeln, keine Verpflichtungen mehr gibt.“ Die Beschäftigung solle Struktur in den Alltag bringen, ein soziales Gefüge aufbauen. Wichtig sei herauszufinden, wer was könne und wolle, dann zu ermitteln, „was an nachfolgender Qualifikation nötig ist“. Und der Arbeitgeber müsse ja auch Arbeitsprozesse vorbereiten, begleiten, müsse sich kümmern.
So wie Rotraud Bredenbrock, Leiterin der Wabe-Abteilung Gastronomie. In der Lehrküche im Restaurant „Rote Asche“ backen die „Ein-Euro-Fünfzig-Jobber“ gerade Plätzchen. Reinigungsarbeiten, Kühltemperaturkontrolle, das alles geht sie mit den Mitarbeitern durch, bereitet das Backen vor. „Viele kommen ohne Selbstvertrauen. Gerade in der Gastronomie merken sie schnell, dass sie gebraucht werden, anderen eine Freude machen. Das motiviert.“ Viele würden in ein - wenngleich befristetes - Arbeitsverhältnis übernommen.
Klaus Werner Köster und seine Frau Carola kümmern sich um die Ruhrtalfähre. Ein Segen war und ist für sie der Ein-Euro-Job. „Immer zu Hause zu sitzen, war langweilig“, sagt der Ex-Fernfahrer. Der Ein-Euro-Job hat ihm den Weg zurück in eine Arbeitsnormalität gebahnt - nach sieben Jahren Arbeitslosigkeit.