Witten. Seit 1946 produziert „Gebrüder Joppich“ Brillengläser. Nun will der Betrieb auch in den Verkauf gehen und spricht von einem „Wittener Produkt“.

Sie kennen sich bereits seit 30 Jahren. Jetzt gehen Andreas Hake (58) und Jens Matros (55) auch beruflich gemeinsame Wege. Ab dem 1. Juli weitet der Familienbetrieb „Gebrüder Joppich“ sein Geschäftsmodell aus. Nachdem zuvor nur Brillengläser für selbstständige Optikerbetriebe gefertigt wurden, wird an der Breite Straße ab dem kommenden Monat auch verkauft.

„Die Idee ist Anfang des Jahres entstanden. Ich habe selbst lange mit der Firma zusammengearbeitet“, sagt Andreas Hake, der jetzt bei „Gebrüder Joppich“ angestellt ist. Bis zum April vergangenen Jahres hat er selbst ein Brillengeschäft in Herbede betrieben. „Wir bündeln hier jetzt unsere Kräfte“, sagt der 58-Jährige. Aber was unterscheidet die „Gebrüder Joppich“ von anderen Optikern?

„Wir überspringen quasi einen Schritt in der Nahrungskette“, sagt Hake. Während andere Optiker die Gläser bei externen Produzenten bestellen, wird an der Breite Straße alles vor Ort erledigt.

Büroräume an Breite Straße in Witten wurden umfunktioniert

„Es passiert hier alles bei uns im Haus“ sagt Hake. Im vorderen Bereich des Gebäudes wurden zwei Büroräume kurzerhand umgebaut. In einem findet der Verkauf statt, in dem anderen wird die Sehstärke ausgemessen und die Brille angepasst. Die Gläser werden dann direkt in der Werkstatt im Hinterhof gefertigt. „Die Kundinnen und Kunden können dabei auch zuschauen und sehen, was für eine Technik da so hinter steckt“, sagt der Augenoptiker. Das sei in Deutschland in der Form einmalig.

Jens Matros ist Inhaber von „Gebrüder Joppich“.
Jens Matros ist Inhaber von „Gebrüder Joppich“. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Schon vor dem Startschuss kommt eine erster Kunde in den Laden – wenngleich das durch die Baustelle auf dem Karl-Marx-Platz eine kleine Herausforderung ist. Er lässt sich seine Augen vermessen. „Es hat sich schon rumgesprochen. Das Feedback ist wirklich gut und wir hoffen, dass das so bleibt“, sagt Hake.

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Aber steckt da nicht auch ein gewisses Risiko hinter? „Es war schon eine recht spontane Entscheidung“, gibt Jens Matros zu, der Inhaber von „Gebrüder Joppich“ „Wir haben schon immer darüber nachgedacht, näher an den Endverbraucher zu kommen“, so der 55-Jährige. Ein Risiko sieht er aber nicht. „Es ist ja nicht so, dass wir ein Ladenlokal anmieten mussten. Die Räume stehen uns ja hier zur Verfügung.“

Unternehmer setzen auf „Wittener Produkt“

Wichtig ist für die beiden Geschäftsleute, dass es sich bei der Brille um ein reines Wittener Produkt handelt. Natürlich werden auch bekannte Marken verkauft. „Das Gestell und die Gläser verlassen unsere Räume aber nicht, bevor der Kunde sie nicht mit nach Hause nehmen kann“, sagt Andreas Hake.

Mareike Anhenn ist unter anderem für die richtige Justierung der Gläser verantwortlich. Auch die Kunden können einen Blick in die Werkstatt werfen.
Mareike Anhenn ist unter anderem für die richtige Justierung der Gläser verantwortlich. Auch die Kunden können einen Blick in die Werkstatt werfen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Andere Optiker in der Stadt

Nach Branchenangaben wurde gut die Hälfte des gesamten Umsatzes in Deutschland 2021 von den zehn umsatzstärksten Optiker-Filialketten erwirtschaftet. Auch deshalb setzen inhabergeführte Geschäfte verstärkt auf fachliche Spezialisierung, um sich davon abzusetzen.

Auf der Bahnhofstraße findet man zum Beispiel Ketten wie Fielmann, Apollo und Robin Look. Außerdem gibt es inhabergeführte Läden wie Optik Spengler, Optik Orthband, Uwe Vladar und Brillen Obert.

„Das Modell passt zu unserer Tradition“, sagt Jens Matros, der den Betrieb in der dritten Generation führt. Bereits seit 1946 werden an der Breite Straße direkt gegenüber vom Ruhr-Gymnasium Brillengläser gefertigt. Alles begann damals in einem Hinterhof, als die Brüder Günther und Heinz Joppich die Firma gründeten. Das Besondere: Auch für schwerst sehbehinderte Menschen werden Sehhilfen mit besonders hohen Dioptrienwerten produziert. Das soll auch in Zukunft weiter der Fall sein. „Wir beliefern noch ein großes Unternehmen mit Gläsern“, so der Geschäftsinhaber. Dafür sorgen derzeit zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie werden sich in Zukunft nun also auch um den Verkauf kümmern müssen.

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