Witten. Ein Verdrängungswettbewerb? In der Wittener Innenstadt eröffnet noch ein Brillengeschäft. „Robin Look“ liegt vis-à-vis von Apollo und Orthbandt.

Mitte Januar haben der Juwelier Christ und Blumen Risse ihre Ladenlokale in einem Eckhaus in der Wittener Fußgängerzone geräumt. An der Ecke Bahnhofstraße/Beethovenstraße ziehen schon bald die Nachfolger ein. Der Blumenhandel „Blume 2000“ will am 27. März öffnen. In die Räume des Juweliers zieht der Optiker „Robin Look“ ein – und gesellt sich zu vielen Brillengeschäften auf wenigen hundert Metern.

Brillenträger haben in Witten eine große Auswahl. Nicht nur in den Stadtteilen – etwa in Herbede, Stockum oder Annen – werden Sehhilfen verkauft. In der Innenstadt findet man nah beieinander die Augenoptiker Kerssen, Vladar, Drießle, Spengler und Fielmann. Apollo und Optik Orthband liegen sogar vis-à-vis von „Robin Look“. In beiden Geschäften merkt man den Mitarbeitern deutlich an, dass sie die künftige Konkurrenz wenig begeistert.

Kurzsichtigkeit ist der häufigste Sehfehler

Dabei steigt die Zahl der Brillenträger in Witten – wie deutschlandweit – an, so Jörn Sätzer und Norbert Jahnke von Optik Orthbandt. „Smartphone und Tablet oder die Arbeit am Computer fördern die Kurzsichtigkeit“, erklären sie. Das menschliche Auge sei für dieses ständig nahe Sehen nicht gemacht. Und so kämen zur großen Zahl der älteren Brillenträger immer mehr junge hinzu. „Kurzsichtigkeit ist mittlerweile der häufigste Sehfehler“, sagt Patrick Spengler von der gleichnamigen Optik. Die „Bildschirm-Arbeitsplatzbrille“ gab es vor einiger Zeit noch gar nicht.

Von diesem großen Kuchen wollen natürlich alle etwas abhaben. Patrick Spengler: „Das ist ein Verdrängungswettbewerb. Man muss sich so positionieren, dass man sich am Markt abhebt.“ Sein Geschäft habe sich auf individuelle, maßgeschneiderte Brillen und Kontaktlinsen spezialisiert. Spengler fallen gleich mehrere Optiker ein, die in den letzten Jahren aufgeben mussten – etwa Ende 2019 die „Bommern Optik“ am Bodenborn.

Mobiler Optiker besucht die Kunden zuhause

Einige der Kunden konnte Michel Bonow übernehmen, der ein Geschäft an der Elberfelder Straße betreibt. Zusätzlich bietet er aber auch einen mobilen Dienst an. Er betreut ältere Menschen zuhause oder besucht junge Kunden nach Feierabend. „Ohne diese Spezialisierung würden wir am Stadtrand nicht überleben können“, sagt Bonow.

Witten: Blume 2000 übernimmt auch Blumengeschäft bei Boni

Blume 2000 ist nach eigenen Angaben Deutschlands größter Blumenfilialist und Blumen-Fairtrade-Händler. In Witten wird es ab März gleich zwei Filialen des norddeutschen Unternehmens geben.

An der Beethovenstraße soll am Freitag, 27.3., eröffnet werden, so Ulrike Heuser vom Blume 2000-Marketing. Ein weiteres Geschäft wird es im „Boni Center“ an der Ardeystraße/Schlachthofstraße geben. Das Geschäft „Blumen Sanders“ wurde von „Blume 2000“ übernommen. Eröffnung soll am Freitag, 6.3., sein.

Blumen Risse ist derweil umgezogen, in ein Ladenlokal an der oberen Bahnhofstraße, in dem einst Bonita Damenmode verkaufte. Das Geschäft ist nun etwas kleiner.

„Robin Look“ setzt da auf ein hippes Design und beschreibt sich auf seiner Homepage als „unverschämt günstig und transparent“. Das Berliner Unternehmen hat 30 Filialen, vor allem in Ostdeutschland. Erst 2019 wurde die erste Filiale in NRW, im Einkaufszentrum Limbecker Platz in Essen, eröffnet. Mitarbeiter und Chefs duzen sich. Alle Modelle werden auch über den Online-Shop verkauft.

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Bei vielen alteingesessenen Wittener Brillenfachgeschäften ist man davon weit entfernt. „Wir sind ein Handwerksbetrieb“, erklärt ein Angestellter und verweist auf große Unterschiede zu den Filialisten. Einer davon: Während ausgebildete Augenoptiker „jede Brille in der Werkstatt schleifen und reparieren können“, würden bei Großfilialisten neben einem Meister vor allem Brillenfachverkäufer arbeiten. Zu dieser Qualifikation genüge eine mehrwöchige Schulung. „Und dann hängen Sie eine zweite hintendran, dann dürfen sie auch Gleitsichtgläser verkaufen.“