Witten. Heike Drexelius führt das älteste Fitnessstudio Wittens, den Activ Club im Wullener Feld. Sport und Motivation helfen ihr im Kampf gegen Krebs.

Als Fitnesscenter noch als „Muckibuden“ galten, in den sonnenbankgebräunte Muskelmänner ihren Bizeps schmiedeten, wurde auch in Witten das erste Fitnessstudio gegründet: Bodybuilder Erwin Drexelius eröffnete 1978 in der Annener Westfeldstraße seinen „Activ Club“. Jahre später übernahm seine Frau Heike das Fitnessstudio, zog 1997 ins Wullener Feld und bringt dort bis heute erfolgreich Körper und Seelen in Form.

Beim Besuch in den Räumlichkeiten nahe der A 448 staunt man nicht schlecht. An diesem Vormittag sind viele der türkisfarbenen Trainingsgeräte belegt - und zwar nicht vom üblichen Fitness-Publikum. Das Durchschnittsalter dürfte über der 70 liegen. Da ist zum Beispiel Hans-Dieter Thomas, 91, der sich gerade auf den Heimweg macht und von Fitnesskauffrau Sonja Merder verabschiedet wird, als wär’s der eigene Opa.

Bei Drexelius geht es zu wie in einer Begegnungsstätte. Man kennt sich, quatscht kurz zwischen den einzelnen Trainingseinheiten. Am meisten quasseln natürlich Inhaberin Heike Drexelius (71) und Trainer Werner Krychowski (79). Seit 1983 ist er Motor und Herz des Fitnessclubs. „Ohne Werner geht nix“, heißt es unisono in den Reihen der fitten Alten. Er erzählt: Alle hielten ihn damals für verrückt, als er seinen Job in einer Druckerei aufgab und sein Hobby zum Beruf machte. Dafür wurde sein Leben deutlich aufregender: Heike Drexelius und Werner Krychowski erzählen begeistert, wie sie Filmstar Ralf Möller trafen oder mit Arnold Schwarzenegger im österreichischen Hinterriß Bruderschaft tranken.

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Vor der Chemotherapie zum Training

Der Laden brummt, auch nach 46 Jahren noch. „Die 50 machen wir noch voll“, sagt Heike Drexelius lachend. Denn eigentlich hat sie unschöne Jahre hinter sich: Während der Coronazeit musste das Studio sieben Monate schließen, „und das ging finanziell nur, weil die Sparkasse Witten mir so geholfen hat“. Im letzten Jahr kam noch eine Brustkrebserkrankung hinzu. „Aber ich habe durchgearbeitet, trotz Bestrahlung.“

Erst im August war die OP, ab Oktober die Chemotherapie. „Immer freitags musste ich zur Chemo und vorher war ich noch hier zum Trainieren. Das war so wichtig für die Psyche“, sagt sie ganz offen. Ein paar Ründchen auf den Cardio-Fitnessgeräten, etwa Fahrrad oder Laufband, seien immer möglich gewesen. „Es waren meine Mitglieder, die mir den Mut gegeben haben, das alles durchzustehen“, sagt die kleine Frau in ihrer pinken Jacke. „Hauptsache, man lenkt sich ab und sitzt nicht zu Hause und grübelt.“

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Inhaberin und „Mutter“ für die Mitglieder: Heike Drexelius, Besitzerin vom Fitnesscenter Drexelius.
Inhaberin und „Mutter“ für die Mitglieder: Heike Drexelius, Besitzerin vom Fitnesscenter Drexelius. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Vor dieser Ausdauer haben hier viele Hochachtung. „Eine Kämpferin“, sagt Christa Neitzel anerkennend. Die 66-Jährige ist seit 1981 Mitglied. „Mir ist Qualität wichtiger als der Preis“, erklärt sie ihre Treue. Die Geräte seien immer top, die Betreuung gut. Vor allem aber zähle die Stimmung. „Hier herrscht eine große Vertrauensbasis. Und das ist das Verdienst von Heike.“

Zum Kaffee bäckt Heike Drexelius Spritzgebäck

Der Activ Club Drexelius ist bis heute Ausbildungsbetrieb: 2005 lernten dort (v.l.) Sonja Bergs (die es bis heute gibt), Sarah Bassel und Jasmina Ostrzechahier, hier mit Gast Uwe Pfaff.
Der Activ Club Drexelius ist bis heute Ausbildungsbetrieb: 2005 lernten dort (v.l.) Sonja Bergs (die es bis heute gibt), Sarah Bassel und Jasmina Ostrzechahier, hier mit Gast Uwe Pfaff. © WAZ | Foto: Werner Liesenhoff

Nachdem ihr Mann Erwin 2002 nach Berlin gegangen war – das Ehepaar trennte sich kurz vor der Silderhochzeit –, hat Heike Drexelius den Activ Club allein geführt. Nach ihrer Erkrankung ist sie ein wenig seltener vor Ort, „aber ich habe tolle Mitarbeiter, die rocken das. Gemeinsam sind wir stark!“ An kleinen Dingen hält sie fest: So bäckt sie zum Beispiel das Spritzgebäck für die Tasse Kaffee an der Bar selbst. Der Kaffee wird mit einem Herz aus Kakaopulver serviert – für die fitten Senioren ist es natürlich ein „Doppelherz“.

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