Witten. Früher gab es Quarkbällchen, heute Frikadellen. Heike Gambalat-Döll und ihr Mann Uwe erzählen die Geschichte des Wittener „Frikadellenkönigs“.
„Ich hätte gerne eine schöne Frikadelle“, sagt eine nichtsahnende Kundin. „Wollen Sie die essen oder fotografieren?“ Am Foodtruck von Uwe Gambalat, den er „Frikadellenkönig“ getauft hat, gibt es Fleischklöpse garniert mit deftigen Sprüchen. In der Annener Gastrolandschaft gehört er mittlerweile zum Inventar. Der 63-jährige Wittener erzählt, wie aus einem schnöden Quarkbällchenverkäufer ein „Frikadellenkönig“ wurde.
Freitag ist Frikadellentag – seit über acht Jahren. Das weiß in Annen fast jeder. Wenn Uwe Gambalat hier gegen neun Uhr morgens die Luke seines Wagens öffnet, ist er schon seit sechs Stunden auf den Beinen, hat Hack geknetet und gewürzt. Denn in seinem Wagen ist alles selbstgemacht. „Bis auf den Krautsalat, den kaufen wir zu“, gesteht er. Mit „wir“ meint der selbsternannte „König“ sich selbst und seine Frau Heike Gambalat-Döll (53).
Vom Backen zum Braten
Kennengelernt haben sich die beiden auf der Arbeit in der Bäckerei Hausemann-Schluck. Das ist rund 18 Jahre her. Doch Uwe Gambalat wollte selbstständig sein. Also hörte er beim Bäcker auf und begann Quarkbällchen zu verkaufen: zuerst vor dem Toom-Baumarkt an der Dortmunder Straße, später auch auf der Cranger Kirmes. Dort unterstützte ihn seine heutige Frau Heike. „Sie hat bei mir als Angestellte gearbeitet. Dann wurden mir die Lohnkosten zu hoch und wir sind zusammengekommen“, witzelt er, während Heikes Blick gespielt entnervt zur Decke wandert.
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Aus dem Quarkbällchenstand wurde erst mit der Zeit ein Imbiss. „Ich wollte eigentlich gerne kochen und nicht backen“, erinnert sich Gambalat. Als dann an der Holzkampstraße ein Ladenlokal zum Verkauf stand, schlugen die beiden zu. Später übernahmen sie noch weitere Räumlichkeiten in Herdecke. Dort schaute das Ordnungsamt vorbei – zum Essen.
Die Beamten beschwerten sich über das dürftige Angebot auf dem Herdecker Wochenmarkt. Da keimte in Uwe Gambalat eine Idee: „Ich möchte es gerne mit Frikadellen versuchen. So hat sich das ergeben.“ Der Imbiss in Annen und Herdecke lief zwar gut, sei aber auch anstrengend gewesen. Besonders wenn die Schülermassen in Witten nach dem letzten Klingeln das Geschäft gegenüber der Gesamtschule stürmten. Doch diese Zeiten sind vorbei. Der Laden ist verkauft.
Rein ins Abenteuer Selbstständigkeit
Uwe Gambalat kramte also Omas Frikadellenrezept aus der Schublade und legte los. Die Beamten sollten Recht behalten. Die Buletten gingen auf dem Wochenmarkt weg wie warme Semmeln. „Wir haben mit einem Faltpavillon angefangen. Mittlerweile haben wir zwei Anhänger“, sagt der Foodtrucker. „Dass wir mal davon leben können, hätte ich nie gedacht.“
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Neuerdings steht der Frikadellenkönig auch mittwochs in Annen. Buletten gibt es dann aber nicht. Aus zwei Gründen: Einerseits hatten sich Kunden an den Frikadellen-Freitag gewöhnt. Außerdem hatten sie mal Appetit auf was anderes. Deshalb gibt es mittwochs Eintöpfe und Reibekuchen. Noch nicht jeder hat sich daran gewöhnt. Der Wunsch nach Frikadellen treibt einen Stammkunden an den Imbissstand - er verlässt ihn mit drei Reibeplätzchen.
Neues Konzept am Mittwoch
In der vergangenen Woche hatte Gambalat die Reibekuchen erstmals im Programm. „Die haben sie uns aus den Händen gerissen.“ Mit so einem Ansturm hatte das Paar nicht gerechnet. Auch die Eintöpfe erfreuen sich großer Beliebtheit: „Neulich hat ein Mitarbeiter eines Werkstoffhofs angerufen und bestellt. Der wollte 25 Portionen für die ganze Belegschaft.“
Standort und Öffnungszeiten
Der Frikadellenkönig macht an zwei Tagen in der Woche auf dem Parkplatz gegenüber des Lidl-Supermarkts, Westfalenstraße 110, Halt.
Mittwochs gibt es hier ab 9.30 Uhr Reibekuchen, Eintöpfe und Pommes mit Currywurst.
Freitags werden ab 9.30 Uhr Frikadellen und Schnitzel gebrutzelt.
Im Februar beginnt für Uwe Gambalat die Rente. Aber keine Angst: Der Frikadellenkönig bleibt den Wittenern erhalten. „Ich habe ja eine junge Frau, also muss ich noch ein bisschen weitermachen.“ Denn mittlerweile ist aus der ehemaligen Angestellten die Inhaberin geworden. Bis sie das Rentenalter erreicht, müssen wohl noch einige Fleischbällchen über den Tresen wandern.
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